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, 2025 Christian Huber, CC BY 4.0 http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/,

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Literatur-Recherche & Identifikation von Fake News

wissenschaftlich suchen - gezielt finden


 

Diese Lerneinheit vermittelt fundiertes Wissen zu Methoden der Literatursuche sowie zur Bewertung der Qualität wissenschaftlicher Quellen. Sie stellt geeignete und weniger geeignete Suchwerkzeuge vor, darunter allgemeine Suchmaschinen, akademische Datenbanken und Open-Access-Plattformen. Ein besonderer Fokus liegt auf der systematischen Literaturanalyse (Systematic Literature Review) als Methode zur strukturierten Aufarbeitung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Zudem werden praxisnahe Strategien zur Identifikation von Falschinformationen (Fake News) erläutert.

Recherchewege für wissenschaftliche Literatur benennen, wissenschaftliche Quellen identifizieren und deren Qualität fundiert einschätzen.

durchschnittliche Dauer der Lektion : 30 Minuten


 


Zusammenfassung [mit KI erstellt]

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit KI-Unterstützung erstellt, anschließend geprüft und freigegeben.


  • Literature search forms the backbone of academic work. It identifies existing research systematically, evaluates it critically and situates it theoretically. This anchors one’s own study within the academic discourse.
     
  • The purpose of literature search goes beyond collecting sources. It sharpens the research question, supports methodological decisions and ensures that results are traceable and connected.
     
  • Depending on the project phase, literature work serves different functions from topic exploration to theoretical framing, analysis and discussion.
     
  • Fake news, disinformation and satire require careful evaluation. Key criteria are traceability, context, quality of sources and methodological integrity. Tools such as the CRAAP test help to structure this evaluation.
     
  • Evaluation criteria include source credibility, publishing context, cross checking with other sources, plausibility of arguments and authenticity of visual media.
     
  • International fact checking networks and national initiatives provide resources for verifying content.
     
  • Methods of literature search include snowballing and systematic searching. Snowballing uses backward and forward references, while systematic search applies structured search strings and academic databases. A combined approach is often most effective.
     
  • Systematic reviews follow a defined process from search strategy through screening to analysis and structuring. Documentation and transparency are essential throughout.
     
  • Search tools differ in suitability. General search engines or LLMs are not methodologically appropriate, whereas academic databases and specialised AI tools such as Semantic Scholar or Scite better meet quality standards.
     
  • The quality of an academic project depends on choosing suitable types of sources. Primary sources should be preferred, secondary sources used only when necessary. Wikipedia can serve for orientation but should not be cited directly.
     
  • Criteria for assessing academic quality include independence, objectivity, traceability, citability, recency, relevance, scholarly quality and adherence to ethical standards.
     

Themen- & Inhalts.Verzeichnis


 

 


 

 

1. Literatursuche ^ top 

Wissenschaftliches Arbeiten basiert nicht auf Meinungen oder Alltagserfahrungen, sondern auf nachvollziehbar belegtem Wissen. Die Grundlage dafür bildet die Auseinandersetzung mit einschlägiger wissenschaftlicher Literatur. Die Literatursuche ist daher kein nebensächlicher Arbeitsschritt, sondern ein zentraler Bestandteil jeder wissenschaftlichen Arbeit - unabhängig davon, ob es sich um ein Referat, eine Seminararbeit, eine Bachelor- oder Masterarbeit handelt.

Ziel der Literatursuche ist es, die bestehende Forschungslage zu einem bestimmten Thema oder einer konkreten Fragestellung zu erheben, einzuordnen und kritisch zu bewerten. Sie liefert die theoretischen Grundlagen, an denen sich die eigene Arbeit orientiert - sei es zur Weiterentwicklung bestehender Modelle, zur Identifikation von Forschungslücken oder zur empirischen Überprüfung bereits formulierter Hypothesen.

Literaturarbeit ist immer auch ein Prozess der Orientierung im wissenschaftlichen Diskurs. Wer relevante Quellen recherchiert und analysiert, erkennt schnell, welche Themen bereits ausführlich erforscht wurden, welche Begriffe und Konzepte in der Fachliteratur verwendet werden und wo noch Klärungsbedarf besteht. Diese Erkenntnisse sind essenziell für die Schärfung der eigenen Fragestellung und für die methodisch sinnvolle Planung des weiteren Forschungsprozesses.

Dazu kommen ganz praktische Anforderungen: Nur mit fundierter Literatur lassen sich Aussagen belegen, Zitate korrekt einordnen, Theorieabschnitte entwickeln und Forschungsergebnisse argumentativ einordnen. Die Literatursuche ist damit mehr als ein technischer Schritt - sie ist ein integraler Bestandteil wissenschaftlicher Redlichkeit und Qualität.


1.1 Literatursuche ist zeitaufwändig ^ top 

Die gezielte Suche nach wissenschaftlicher Literatur ist kein schneller Arbeitsschritt, sondern ein mehrstufiger Prozess, der sorgfältige Planung und kritische Reflexion erfordert. Sie beginnt mit der Auswahl geeigneter Suchbegriffe und der Entscheidung über passende Rechercheorte - etwa wissenschaftliche Datenbanken oder spezialisierte Fachportale. Darauf folgt das Sichtung und Filtern der Treffer, die Beurteilung der Qualität der gefundenen Quellen sowie deren inhaltliche Zusammenfassung und systematische Einordnung in den theoretischen Rahmen der Arbeit.

Dieser Prozess kostet Zeit - insbesondere, wenn die Auswahl der Literatur nicht nur nach Relevanz, sondern auch nach Qualität, Perspektivenvielfalt, Aktualität und Anschlussfähigkeit im wissenschaftlichen Diskurs erfolgen soll. Gute Literaturrecherche bedeutet deshalb auch: sich mit unterschiedlichen Positionen auseinanderzusetzen, Widersprüche zu erkennen und bewusst mit Forschungsstandpunkten umzugehen.

In der Praxis zeigt sich häufig, dass die Bedeutung der Literatursuche unterschätzt wird. Es wird zu wenig Zeit in die Recherche investiert oder diese wird zu früh abgebrochen. Die Folge kann sein, dass wichtige Aspekte nicht berücksichtigt, zentrale Argumente nicht abgesichert oder Forschungslücken nicht erkannt werden. Diese Versäumnisse wirken sich direkt auf die Qualität der Arbeit aus.

Die Literatursuche sollte daher nicht als isolierte Vorarbeit verstanden werden, sondern als durchgängiger Begleiter im gesamten Arbeitsprozess - von der Themenwahl bis zur Schlussdiskussion. Wer früh, gezielt und reflektiert sucht, spart sich später mühsame Korrekturen und legt die Basis für wissenschaftlich tragfähige Ergebnisse.

Impuls / Aufgabe ^ top 
Erinnere dich an deine letzte Seminar-, Projekt- oder Abschlussarbeit.

Wie bist du damals bei der Literatursuche vorgegangen? Welche Schritte haben dir besonders viel Zeit gekostet - und warum? Hast du im Schreibprozess gemerkt, dass dir wichtige Literatur gefehlt hat? Welche Strategien würdest du bei deiner nächsten Arbeit verbessern oder ändern?

Notiere deine Gedanken stichwortartig und leite daraus drei konkrete Empfehlungen für dein zukünftiges Rechercheverhalten ab.

1.2 Ziel, Rolle und Relevanz der Literatursuche in wissenschaftlichen Arbeiten ^ top 

Wissenschaftliche Arbeiten entstehen nicht im luftleeren Raum. Sie stehen immer in einem größeren Forschungszusammenhang - sei es durch Anknüpfung an bestehende Theorien, durch Weiterentwicklung vorhandener Modelle oder durch kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Studien. Die Literatursuche erfüllt dabei eine zentrale Funktion: Sie verortet die eigene Arbeit im wissenschaftlichen Diskurs und zeigt auf, welche Erkenntnisse bereits vorliegen, welche Fragen noch offen sind und wie der eigene Beitrag darin eingebettet ist.

Das Ziel der Literatursuche besteht nicht allein darin, "Quellen zu sammeln". Vielmehr geht es darum, die relevante Fachliteratur systematisch zu identifizieren, kritisch zu analysieren und theoretisch einzuordnen. Nur so kann eine fundierte Argumentation aufgebaut und eine präzise Forschungsfrage entwickelt werden. Eine gute Literaturlage hilft zudem, methodische Entscheidungen zu begründen, Hypothesen abzuleiten oder Fallauswahlen nachvollziehbar zu begründen.

Die Rolle der Literatursuche verändert sich je nach Arbeitsphase:

  • In der Themenfindung hilft sie, interessante Forschungslücken oder gesellschaftlich relevante Probleme zu entdecken.
  • In der Konzeptionsphase trägt sie dazu bei, theoretische Begriffe zu klären, Modelle zu vergleichen oder Denkschulen einzuordnen.
  • In der Auswertung ermöglicht sie, Ergebnisse in bestehende Forschungszusammenhänge einzuordnen oder mit anderen Studien zu vergleichen.
  • In der Diskussion dient sie dazu, die Reichweite und Grenzen der eigenen Aussagen kritisch zu reflektieren.

Eine sorgfältige Literaturarbeit erhöht nicht nur die inhaltliche Qualität, sondern auch die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit der Arbeit. Leser:innen erkennen auf einen Blick, ob ein Thema umfassend recherchiert wurde, ob der Forschungsstand korrekt wiedergegeben ist und ob Argumente auf nachvollziehbaren Grundlagen beruhen. Die Literatursuche ist somit kein bloßes Beiwerk - sie ist das Rückgrat wissenschaftlicher Argumentation.

Besonders in praxisorientierten Studiengängen wie Energie- & Nachhaltigkeitsmanagement oder Facility Management & Immobilienwirtschaft, ist die Literaturarbeit entscheidend, um Theorie und Praxis sinnvoll zu verknüpfen. Wer sich nur auf Praxisberichte, eigene Beobachtungen oder populärwissenschaftliche Quellen stützt, riskiert methodische und inhaltliche Schwächen. Wissenschaftlichkeit beginnt mit einer präzisen, nachvollziehbaren und theoriegestützten Literaturanalyse - und das erfordert sowohl methodische Kenntnisse als auch kritisches Denken.

Impuls / Aufgabe ^ top 
Suche dir zwei wissenschaftliche Arbeiten idealerweise aus deinem Studienbereich. Lies beide Arbeiten gezielt mit Blick auf die eingesetzte Literatur:

Wie viele und welche Quellen werden verwendet? Welche Funktionen erfüllen die Quellen (z.B. Begriffsdefinition, Theoriebildung, Methodenauswahl, Vergleich von Ergebnissen)? Markiere konkrete Stellen im Text, an denen Literatur eingesetzt wird. 

Überlege jeweils: Was wäre, wenn diese Quelle fehlen würde? Ist der Einsatz nachvollziehbar und passend? Notiere, welche Rolle Literatur in den verschiedenen Abschnitten der Arbeit spielt (Einleitung, Theorie, Methode, Analyse, Diskussion). 

Leite daraus ab, worauf du in deiner nächsten Arbeit besonders achten möchtest: Wann beginnst du mit der Literatursuche? Wie gehst du vor, um gezielt passende Quellen zu finden und sinnvoll einzusetzen?

1.3 Hoax, Fake News und falsche Informationen ^ top 

Falschinformationen begleiten die Menschheitsgeschichte - mit dem Aufkommen digitaler Medien haben sich jedoch Geschwindigkeit, Reichweite und Wirkung drastisch verändert. Inhalte lassen sich global verbreiten, schnell teilen und vielfach reproduzieren, ohne dass deren Herkunft, Intention oder Wahrheitsgehalt geprüft wird. Dabei können Falschinformationen absichtlich - etwa zur Desinformation, Meinungsmache oder Produktvermarktung - oder unbeabsichtigt entstehen, z.B. durch fehlende Recherche, falsches Verständnis oder unkritische Weitergabe.

Wissenschaftliches Arbeiten erfordert die Fähigkeit, Informationen kritisch zu prüfen und problematische Inhalte bewusst auszuschließen. Dabei gilt: Nicht jede unübliche Quelle ist automatisch unseriös - ebenso wie nicht jede professionell gestaltete Webseite verlässlich ist. Entscheidend sind Nachvollziehbarkeit, Kontext, Quellenbasis und methodische Absicherung.

1.3.1 Abgrenzung: Satire, Fehlinformation und Desinformation ^ top 

Einige Falschinformationen entstehen nicht aus Täuschungsabsicht, sondern durch Missverständnisse - etwa, wenn Satire nicht als solche erkannt oder schlecht gekennzeichnet wird. Satire ist eine durch Meinungs- und Kunstfreiheit geschützte Ausdrucksform. Sie darf überspitzen, polarisieren und fiktionalisieren, ohne den Anspruch faktischer Richtigkeit zu erheben. Problematisch wird sie nur, wenn satirische Inhalte für wahre Aussagen gehalten oder gezielt aus dem Kontext gerissen werden.

Typen von problematischen Inhalten:

Art der Nach­richt Be­schrei­bung
frei er­fun­den In­hal­te wer­den voll­stän­dig er­fun­den, um ei­ne Re­ak­ti­on aus­zu­lö­sen - z.B. zur Skan­da­li­sie­rung, Mei­nungs­len­kung oder Ver­un­glimp­fung. Auch zur Ver­mark­tung un­se­ri­ö­ser Pro­duk­te oder Web­sei­ten ein­ge­setzt.
teil­wei­se falsch Der Kern ei­ner In­for­ma­ti­on ist kor­rekt, je­doch wer­den we­sent­li­che Fak­ten weg­ge­las­sen, ver­dreht oder hin­zu­er­fun­den. Da­durch ent­ste­hen ver­zerr­te Aus­sa­gen oder fal­sche Schluss­fol­ge­run­gen.
miss­ver­stan­de­ne Sa­ti­re Sa­ti­ri­sche Tex­te oder For­ma­te, die - man­gels Kenn­zeich­nung oder Kon­text - als fak­tisch wahr ver­stan­den wer­den. Ob­wohl recht­lich kei­ne Falsch­in­for­ma­ti­on, kön­nen sie in der Re­zep­ti­on ir­re­füh­rend sein.

1.3.2 Falschinformationen erkennen - Kriterien der kritischen Informationsbewertung ^ top 

Im digitalen Raum zirkulieren täglich unzählige Informationen, deren Wahrheitsgehalt schwer zu beurteilen ist. Die kritische Bewertung von Texten, Bildern, Aussagen und Quellen stellt daher eine zentrale wissenschaftliche Kompetenz dar. Falschinformationen, Desinformation und manipulative Inhalte lassen sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen, da sie oft professionell aufbereitet sind und bewusst Zweifel vermeiden sollen.

detect Fake News

Die nachfolgenden Analysebereiche bieten eine strukturierte Grundlage zur Einschätzung von Informationsquellen auf Basis der CRAAP - Bewertungsprinzipien: Aktualität (Currency), Relevanz (Relevance), Autorität (Authority), Genauigkeit (Accuracy) und Absicht/Zweck (Purpose).

  1. Quellenkritik - formale und inhaltliche Glaubwürdigkeit prüfen

    • Existenz von Impressum oder bibliographischen Angaben
    • Benennung von Autor:innen und Herausgeber:innen
    • Erkennbarkeit fachlicher Qualifikation oder institutioneller Zugehörigkeit
    • Veröffentlichung über anerkannte Institution, Fachverlag oder Journal
    • Neutraler, sachlicher Stil statt emotionalisierender oder reißerischer Sprache
    • Korrekte Verwendung offizieller Domains oder Institutionennamen (z.B. "who.int" statt "who-int.org")
    • Bezug zu etablierten wissenschaftlichen Diskursen
  2. Kontextanalyse - Absicht und Rhetorik verstehen

    • Ist eine bestimmte politische Haltung, Weltanschauung oder Produktabsicht erkennbar?
    • Werden zentrale Narrative wiederholt, um eine bestimmte Meinung zu stützen?
    • Verwendung emotional aufgeladener Begriffe (z.B. "Lügenpresse", "Wahrheit verschwiegen", "Geheimdokument")
    • Verzicht auf Gegenpositionen oder differenzierende Perspektiven
    • Fehlender redaktioneller Rahmen oder fehlende Veröffentlichungskonventionen
  3. Querverweise und Plausibilität - inhaltliche Prüfung

    • Werden Aussagen durch weitere seriöse Quellen gestützt oder widersprochen?
    • Sind Zitate vollständig, kontexttreu und nachprüfbar?
    • Existieren die genannten Personen oder Institutionen - und sind sie glaubwürdig?
    • Lassen sich Daten, Statistiken oder Studien durch Quellen nachverfolgen?
    • Sind die Argumentationslinien logisch, schlüssig und frei von Widersprüchen?
  4. Bild- und Videomaterial - visuelle Authentizität bewerten

    • Reverse Image Search zur Rückverfolgung des ursprünglichen Bildkontexts
    • Prüfung auf auffällige Bildbearbeitung (Artefakte, Schatten, Unschärfen, Unnatürlichkeiten)
    • Analyse von Metadaten, wenn vorhanden (Datum, Erstellungsort, Dateiinformationen)
    • Beachtung von Bildausschnitten oder Zooms, die Kontext ausklammern
  5. Bewertung vor Verwendung & Weitergabe - Verantwortung reflektieren

    • Faktencheck vor Weitergabe in Gesprächen, Präsentationen oder sozialen Netzwerken
    • Skepsis gegenüber "zu perfekten" oder skandalisierenden Inhalten
    • Besonders kritische Prüfung bei emotional aufwühlenden Themen (z.B. Angst, Empörung, Unsicherheit)
    • Berücksichtigung eigener Wahrnehmungsfilter (Confirmation Bias, Wunschdenken)
    • Verzicht auf Weiterleitung ungeprüfter Inhalte - auch bei persönlicher Überzeugung
weitere Informtionen / Literatur ^ top 

1.3.3 No Fake News - Informationsseiten & Tools zur Erkennung von Falschinformationen ^ top 

Diese Auswahl internationaler Plattformen und Tools unterstützt beim Überprüfen von Informationen, Bildern und Videos. Sie fördern die Medienkompetenz und ermöglichen eine kompetente Bewertung von Inhalten aus unterschiedlichen Regionen. Die Liste ist exemplarisch und nicht abschließend.

Internationale Netzwerke und Fact-Checking-Vereinigungen ^ top 
  • International Fact-Checking Network (IFCN) - globales Netzwerk mit Qualitätsstandards für Fakten-Checker, inklusive Code of Principles zur Unabhängigkeit und Transparenz.

  • European Fact-Checking Standards Network (EFCSN) - Zusammenschluss europäischer Fact-Checking-Organisationen, die sich an gemeinsame Qualitätsstandards gebunden haben

  • Reuters Fact Check - Fact-Checking-Unit einer internationalen Nachrichtenagentur mit klar definierten Bewertungsverfahren

  • Africa Check - unabhängige Fact-Checking-Organisation mit Sitz in Johannesburg, aktiv in mehreren afrikanischen Ländern in Englisch und Französisch

Österreichische & Deutsche Initiativen ^ top 
  • Correctiv - Faktencheck - Unabhängige deutsche Rechercheplattform mit regelmäßigen Faktenchecks zu politischen Aussagen, viralen Social-Media-Beiträgen und Falschmeldungen.

  • DPA-Faktencheck - Faktenprüfungsangebot der Deutschen Presse-Agentur. Untersucht Inhalte aus sozialen Medien auf deren Richtigkeit.

  • ARD Faktenfinder - Faktenprüfungsrubrik des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Analysiert aktuelle Nachrichten und Desinformationskampagnen.

  • HOAXmap - Interaktive Sammlung kursierender Falschmeldungen, insbesondere im Zusammenhang mit Migration. Enthält geprüfte Gegendarstellungen auf Basis seriöser Quellen.

  • Faktenforum - strukturierte Faktensammlungen zu Themen wie Klima, Energie, Impfen, Migration oder Wirtschaft.

  • Mimikama - Österreichische Plattform zur Aufklärung über Internetmissbrauch, Social-Media-Fakes, Betrugsversuche und Kettenbriefe. Bietet eigene Recherchen und Erklärartikel.

Tools zur Überprüfung visueller und audiovisueller Medieninhalte ^ top 
  • YouTube DataViewer (Amnesty International) - Tool zur Überprüfung von Upload-Daten und Rückverfolgung von Videos.

  • Google Bilder - Tools zur Rückwärts-Bildersuche, um Ursprung und Kontext von Bildern zu prüfen.

  • TinEye - Tools zur Rückwärts-Bildersuche, um Ursprung und Kontext von Bildern zu prüfen.

Bildungsnetzwerke & Ressourcen ^ top 
  • Trust Project - entwickelt "Trust Indicators", die Nutzenden helfen, verlässliche journalistische Inhalte zu erkennen.

  • [Center for an Informed Public] - bietet Lehrmaterialien zur Bekämpfung von Desinformation weltweit.

  • First Draft News - ehemals globales Netzwerk mit Trainings, Methoden und Ressourcen zum Umgang mit Desinformation, weitergeführt über neue Plattformen.

  • News Literacy Project - US-basierte Bildungsinitiative mit digitalen Tools und Lernmaterialien zur Förderung von Nachrichtenkompetenz.

Impuls / Aufgabe ^ top 
Recherchiere online zwei Beiträge zu einem aktuellen Thema aus deinem Studienbereich. Wähle einen Beitrag aus einer anerkannten wissenschaftlichen Quelle. Wähle einen Beitrag aus einem öffentlichen Blog, einer Social-Media-Plattform oder einem Videoformat.

Prüfe beide Beiträge mithilfe folgender Kriterien: Wer ist der:die Autor:in? Gibt es Hinweise auf Qualifikation und Seriosität? Werden Quellen angegeben? Sind diese nachvollziehbar und überprüfbar? Gibt es reißerische Sprache, Dramatisierungen oder Hinweise auf emotionale Manipulation? Werden Meinungen und Fakten klar getrennt? Nutze mindestens eines der genannten Tools oder Strategien (z.B. Reverse Image Search, Faktencheck-Plattform, Vergleich mit offizieller Quelle).

Notiere abschließend: Welchen Beitrag würdest du für eine wissenschaftliche Arbeit verwenden - und warum? Welche Hinweise waren besonders hilfreich für deine Bewertung? Wie sicher fühlst du dich im Umgang mit zweifelhaften Quellen?

2. Methoden der Literatursuche ^ top 

Eine präzise und systematisch durchgeführte Literatursuche ist ein zentraler Bestandteil jeder wissenschaftlichen Arbeit. Sie bildet die Grundlage für die theoretische Fundierung, dient der kritischen Auseinandersetzung mit bestehenden Erkenntnissen und erlaubt die Ableitung eigener Fragestellungen. Dabei geht es nicht nur darum, möglichst viele Quellen zu sammeln, sondern relevante, glaubwürdige und aktuelle Literatur gezielt zu identifizieren, auszuwerten und im Argumentationszusammenhang einzuordnen.

Grundsätzlich existieren zwei etablierte Methoden der Literatursuche, die jeweils unterschiedliche Stärken und Herausforderungen aufweisen: das Schneeballsystem und die systematische Literatursuche. Beide Methoden können auch kombiniert werden und sollten stets reflektiert dokumentiert werden.


2.1 Schneeballsystem und systematische Literatursuche im Vergleich ^ top 

Das Schneeballsystem basiert auf der Idee, von wenigen zentralen Startquellen auszugehen und daraus sukzessive weitere relevante Literatur abzuleiten. Dabei werden sowohl die zitierten Quellen (Rückwärtssuche) als auch Artikel, die die Startquelle zitieren (Vorwärtssuche), untersucht. Diese Methode eignet sich besonders für einen ersten Einstieg in ein Thema oder bei spezifischen Nischenfragestellungen, für die keine umfassenden Datenbankergebnisse verfügbar sind.

Die systematische Literatursuche folgt einem planvollen, dokumentierten und reproduzierbaren Vorgehen. Ausgehend von der Forschungsfrage werden Schlüsselbegriffe definiert, die anschließend in einschlägigen wissenschaftlichen Datenbanken eingesetzt werden. Die Treffer werden nach transparenten Kriterien gesichtet, ausgewählt oder ausgeschlossen. Diese Methode erlaubt eine möglichst vollständige und nachvollziehbare Sichtung des aktuellen Forschungsstands.

Vor­ge­hens­wei­se Schnee­ball­sys­tem sys­te­ma­tische Li­te­ra­tur­suche
Aus­gangs­punkt Aus­wahl re­le­van­ter Start­­quel­len De­fi­nier­te Such­be­grif­fe aus der For­schungs­fra­ge
Suche Rück­wärts: Ana­ly­se der Zi­tier­lis­ten
Vor­wärts: Su­che nach Ar­ti­keln, die die Start­quel­le zi­tie­ren
Ein­ga­be der Such­be­grif­fe in wis­sen­schaft­li­che Da­ten­ban­ken; Fil­ter­ung nach Re­le­vanz
Wie oft wie­der­ho­len? bis kei­ne neu­en Quel­len mehr ge­fun­den wer­den bis al­le Tref­fer ge­sich­tet sind
weiterführende Literatur zum Schneballsystem ^ top 
  • Wohlin, C. (2014). Guidelines for snowballing in systematic literature studies and a replication in software engineering. Proceedings of the 18th International Conference on Evaluation and Assessment in Software Engineering, 1-10. https://doi.org/10.1145/2601248.2601268
Beispiele zum Systematic Review ^ top 
  • Madanayake, U. H., & Egbu, C. (2019). Critical analysis for big data studies in construction: Significant gaps in knowledge. Built Environment Project and Asset Management, 9(4), 530-547. https://doi.org/10.1108/bepam-04-2018-0074

  • Xu, J., Chen, K., Zetkulic, A. E., Xue, F., Lu, W., & Niu, Y. (2019). Pervasive sensing technologies for facility management: A critical review. Facilities, 38(1/2), 161-180. https://doi.org/10.1108/f-02-2019-0024

  • Jabeen, S., Malik, S., Khan, S., Khan, N., Qureshi, M. I., & Saad, M. S. M. (2020). A Comparative Systematic Literature Review and Bibliometric Analysis on Sustainability of Renewable Energy Sources. International Journal of Energy Economics and Policy, 11(1), 270-280. https://doi.org/10.32479/ijeep.10759

  • Huber, C., Koch, D., & Busko, S. (2014). An International Comparison of User Satisfaction in Buildings from the Perspective of Facility Management. International Journal of Facility Management, 5(2).


2.2 Vor- und Nachteile beider Methoden ^ top 

Keine Methode ist grundsätzlich überlegen - je nach Thema, Rechercheziel und Verfügbarkeit von Literatur kann die eine oder andere besser geeignet sein. In der Praxis hat sich eine Kombination beider Methoden bewährt: Zuerst eine systematische Datenbanksuche, anschließend eine vertiefende Schneeballsuche zur Erweiterung der Ergebnisse.

As­pekt Schnee­ball­sys­tem sys­te­ma­tische Li­te­ra­tur­suche
Ver­füg­bar­keit meist ge­ge­ben, be­son­ders bei zu­gäng­li­chen Start­quel­len oft ge­ring, da vie­le Ar­ti­kel hin­ter Pay­walls
Se­riö­si­tät hoch, wenn Start­quel­le wis­sen­schaft­lich fun­diert muss im Ein­zel­fall kri­tisch über­prüft wer­den
Er­geb­nis­viel­falt eher ge­ring, ins­be­son­de­re bei ho­mo­ge­nen Quel­len hoch; ab­bil­det ver­schie­de­ne An­sät­ze und Mei­nun­gen
Zeit­auf­wand ge­ring beim Start, aber su­kzes­siv stei­gend an­fangs hoch, da gründ­lich ge­plant und do­ku­men­tiert wer­den muss
Feh­ler­quel­len ge­fahr bei schlecht ge­wähl­tem Start­text ge­fahr durch un­ge­eig­ne­te Such­be­grif­fe oder Fil­ter
Ein­satz­zweck für ers­ten Über­blick, The­men­fin­dung für sys­te­ma­ti­sche Ana­ly­se und Li­te­ra­tur­über­sicht

2.3 Ablauf einer systematischen Literaturanalyse ^ top 

Die systematische Literaturanalyse ist ein methodisch kontrollierter Prozess zur Identifikation, Auswahl, Analyse und Auswertung wissenschaftlicher Quellen. Ziel ist es, relevante Literatur strukturiert und nachvollziehbar zu erfassen, um ein zuverlässiges Fundament für theoretische Argumentationen, Forschungsfragen und Ergebnisdiskussionen zu schaffen.

Im Unterschied zur freien Internetrecherche basiert eine systematische Analyse auf festen Kriterien, einer klar dokumentierten Vorgehensweise und der Möglichkeit zur Wiederholung durch Dritte. Dadurch wird die Qualität der Literaturbasis erhöht und die wissenschaftliche Redlichkeit der Arbeit unterstützt.

Der Prozess gliedert sich in drei aufeinander aufbauende Schritte:

2.3.1 Festlegen der Suchstrategie - Begriffe und Rahmen definieren ^ top 

Im ersten Schritt werden aus der Forschungsfrage zentrale Suchbegriffe (Keywords) abgeleitet. Diese sollten alle wesentlichen Dimensionen der Frage abbilden, z.B. thematische Begriffe, Zielgruppen, geografische oder zeitliche Aspekte, sowie methodische Zugänge.

Die Begriffe werden inhaltlich und sprachlich erweitert:

  • Synonyme, verwandte Begriffe, gängige Abkürzungen
  • Ober- und Unterbegriffe
  • englische Übersetzungen (bei internationaler Literaturrecherche)

Aus diesen Elementen wird ein Suchstring entwickelt, der mit logischen Operatoren (AND, OR, NOT) kombiniert wird, um zielgerichtete Ergebnisse zu erzielen.

Beispiel: ("sustainable real estate" OR "green building") AND ("user satisfaction" OR "occupant perception") AND NOT ("residential")

Parallel dazu werden Rahmenparameter der Suche festgelegt:

  • Auswahl der Datenbanken (z.B. Emerald Insight, EBSCO, SpringerLink)
  • Suchzeitraum (z.B. Veröffentlichungen seit 2015)
  • Dokumenttyp (z.B. nur peer-reviewed Journals, keine Buchrezensionen)
  • Sprache der Quellen

Alle Elemente dieser Planung müssen dokumentiert werden - auch um sie im Methodenteil der Arbeit offenzulegen.

2.3.2 Durchführung der Suche und Sichtung der Ergebnisse ^ top 

Im zweiten Schritt erfolgt die konkrete Recherche anhand des Suchstrings in den gewählten Datenbanken. Dabei können Einstellungen wie Volltextfilter, Publikationsart oder Disziplinenfilter zusätzlich genutzt werden.

Die Trefferliste wird anschließend in mehreren Stufen gesichtet:

  1. Titelsichtung - unpassende Titel werden ausgeschlossen
  2. Abstractsichtung - bei unklaren Titeln oder grenzwertigen Treffern
  3. Volltextsichtung - bei eindeutiger Relevanz

Während dieses Screening-Prozesses ist es entscheidend, die Auswahlkriterien konsequent anzuwenden und auch Ausschlüsse zu begründen. Typische Ausschlussgründe sind:

  • Kein direkter Bezug zur Forschungsfrage
  • Kein wissenschaftlicher Charakter
  • Nicht zugänglicher Volltext
  • Redundante Ergebnisse

Die Zwischenschritte werden quantitativ dokumentiert, z.B.:

  • Anzahl der gefundenen Treffer je Datenbank
  • Anzahl nach Titel-/Abstract-Sichtung
  • Anzahl der final eingeschlossenen Artikel

Optional kann dieser Prozess visuell mit einem Flussdiagramm dargestellt werden - von der ersten Trefferzahl bis zur finalen Literaturauswahl. Dies erhöht die Nachvollziehbarkeit und entspricht international anerkannten Standards guter wissenschaftlicher Praxis.

2.3.3 Auswertung und Strukturierung der Literatur ^ top 

Im letzten Schritt werden die aufgenommenen Artikel inhaltlich ausgewertet, miteinander verglichen und systematisch geordnet. Ziel ist es, den aktuellen Forschungsstand zu erfassen, zentrale Positionen, Kontroversen und Forschungslücken zu identifizieren und die Relevanz für die eigene Arbeit abzuleiten.

Typische Kriterien für die Auswertung sind:

  • Thema und Zielsetzung der Publikation
  • verwendete Theorien und Modelle
  • Forschungsmethoden (qualitativ, quantitativ, Mixed Methods)
  • Stichproben und Kontexte (Region, Branche, Zielgruppe)
  • zentrale Ergebnisse, Thesen und Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse lassen sich in thematische Cluster oder Vergleichsmatrizen überführen, z.B. nach methodischem Zugang, Forschungsregion, Zeitverlauf oder Argumentationsrichtung. Die Struktur der eigenen Arbeit kann sich an diesen Clustern orientieren, insbesondere im Theorie- und Ergebnisvergleichsteil.

Zur besseren Handhabung empfiehlt sich die Nutzung einer Literaturverwaltungssoftware (z.B. Zotero, Citavi), in der Literatur importiert, verschlagwortet, kommentiert und zitiert werden kann. Dort lassen sich auch Zitate, Abstracts und persönliche Notizen speichern und thematisch sortieren.

Zusätzlich zu diesen drei Schritten ist es empfehlenswert, eine Qualitätsbewertung der aufgenommenen Literatur durchzuführen. Diese kann sich auf Kriterien wie wissenschaftlicher Anspruch, Peer-Review, methodische Transparenz oder Aktualität beziehen. Die Aufnahme minderwertiger Quellen kann dadurch systematisch reduziert werden.

Eine sorgfältige Durchführung und Dokumentation der Literaturanalyse ist Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit und Nachprüfbarkeit der eigenen wissenschaftlichen Argumentation. Sie stärkt zugleich die Fähigkeit zur kritischen Reflexion bestehender Forschung und zur eigenständigen Erkenntnisgewinnung.

Impuls / Aufgabe ^ top 
Leite aus deiner aktuellen Forschungsfrage passende Suchbegriffe ab und formuliere einen konkreten Suchstring für eine wissenschaftliche Datenbank.

Führe eine kombinierte Suche durch: erst systematisch, dann ergänzend mit dem Schneeballsystem.

Dokumentiere den gesamten Ablauf: Welche Quellen hast du gefunden, welche ausgeschlossen - und warum?

Erstelle eine Übersicht (z.B. Tabelle oder Clusterkarte), in der du Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Forschungslücken der Literatur darstellst.

Reflektiere: Welche Methode hat dir welche Art von Ergebnissen geliefert? Was würdest du in einer nächsten Recherche anders machen?

3. Suchwerkzeuge und -orte ^ top 

Die Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit hängt maßgeblich von der Qualität der verwendeten Literaturquellen ab. Daher ist es wesentlich, geeignete Werkzeuge und Suchorte zu nutzen, um valide, zitierfähige und nachvollziehbare Informationen zu finden. In diesem Kapitel werden verschiedene Arten von Suchsystemen vorgestellt - von allgemeinen Suchmaschinen über spezialisierte akademische Plattformen bis hin zu lizenzpflichtigen Datenbanken.


3.1 Allgemeine Suchmaschinen - ungeeignet für wissenschaftliche Recherchen ^ top 

Allgemeine Suchmaschinen wie DuckDuckGo, Ecosia, Qwant, Google oder Bing sind für die alltägliche Informationssuche im privaten oder beruflichen Kontext konzipiert, nicht jedoch für den wissenschaftlichen Gebrauch. Ihre zugrunde liegenden Algorithmen priorisieren Ergebnisse auf Basis kommerzieller Interessen, Nutzerverhalten und technischer Parameter anstelle wissenschaftlicher Relevanz oder inhaltlicher Qualität.

Ein zentrales Problem besteht in der personalisierenden Ergebnisdarstellung: Die Suchmaschinen erzeugen individuelle Trefferlisten, die sich je nach Standort, Spracheinstellung, Endgerät, Suchverlauf und persönlicher Interaktion mit Websites unterscheiden. Selbst bei identischen Suchbegriffen können die ausgegebenen Ergebnisse stark variieren - ein Umstand, der wissenschaftlicher Reproduzierbarkeit und intersubjektiver Nachprüfbarkeit widerspricht.

Hinzu kommt, dass die Ranking-Algorithmen nicht öffentlich zugänglich oder nachvollziehbar dokumentiert sind. Die genaue Gewichtung von Faktoren wie Klickrate, Verweildauer, Backlinks, Seitenstruktur, bezahlte Werbung oder maschinelles Lernen bleibt proprietär und intransparent. Diese fehlende Offenlegung erschwert eine methodisch kontrollierte Literatursuche erheblich und widerspricht wissenschaftlichen Grundsätzen wie Nachvollziehbarkeit und Offenheit.

Darüber hinaus sind kommerzielle Interessen oft nicht eindeutig als solche gekennzeichnet. Bezahlte Anzeigen und Inhalte mit starker Suchmaschinenoptimierung (SEO) erscheinen in den Trefferlisten häufig gleichrangig mit seriösen Informationsquellen oder sogar darüber. Nutzer:innen können ohne genaue Analyse nur schwer erkennen, ob eine Quelle tatsächlich wissenschaftlich fundiert, objektiv und zitierfähig ist.

Auch hinsichtlich der inhaltlichen Herkunft und fachlichen Einordnung bestehen erhebliche Unsicherheiten. Die Suchmaschinen listen verschiedenste Formate und Herkunftsseiten auf - von privaten Blogs über Foren und Unternehmenswebseiten bis hin zu journalistischen oder pseudo-akademischen Plattformen. Eine systematische Begrenzung auf peer-reviewte Artikel, anerkannte wissenschaftliche Journals oder institutionelle Fachquellen ist nicht möglich.

Zudem fehlt es an transparenter Filterung, thematischer Klassifikation und dokumentierbaren Rechercheschritten, wie sie für eine methodisch korrekte wissenschaftliche Literatursuche erforderlich sind. Die gezielte Kombination von Suchbegriffen (Boolean Operators), die Eingrenzung auf bestimmte Fachzeitschriften oder die Erfassung bibliografischer Metadaten sind nur sehr eingeschränkt oder gar nicht verfügbar.


3.2 LLMs - nicht geeignet für wissenschaftliche Literatursuche ^ top 

Large Language Models (LLMs) wie Mistral, ChatGPT, Claude oder Gemini können in der Wissenschaft unterstützend eingesetzt werden - etwa zur Strukturierung, Ideensammlung oder sprachlichen Glättung. Für eine wissenschaftlich fundierte Literatursuche sind sie jedoch nicht geeignet, da sie zentrale Anforderungen an Transparenz, Reproduzierbarkeit und Qualitätssicherung nicht erfüllen.

  • keine systematische Suchlogik
    LLMs führen keine echte Recherche durch, sondern generieren Text auf Basis statistischer Wahrscheinlichkeiten innerhalb ihres Trainingskorpus. Dabei werden keine Suchstrategien dokumentiert, keine Filter angewendet und keine Quellen gezielt ausgewählt. Eine methodisch nachvollziehbare Literatursuche - etwa mit Booleschen Operatoren, gezielten Datenbankabfragen oder bibliografischer Kontrolle - ist nicht möglich.

  • intransparente Herkunft und fehlende Quellensicherheit
    Die Informationen stammen aus intransparenten Trainingsdaten, deren Zusammensetzung nicht öffentlich nachvollziehbar ist. Literaturangaben werden häufig erfunden ("halluziniert"), sind unvollständig oder fehlerhaft. Weder ist eine klare Herkunft belegbar, noch sind die Angaben zitierfähig oder nachprüfbar. LLMs unterscheiden zudem nicht zuverlässig zwischen wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Quellen.

  • keine Anbindung an validierte Fachquellen
    Standardmodelle verfügen über keinen Zugriff auf wissenschaftliche Verlagsdatenbanken, Bibliothekskataloge oder fachspezifische Repositorien. Selbst mit Plugins oder API-Schnittstellen bleibt unklar, ob die gefundenen Texte peer-reviewed, vollständig oder wissenschaftlich relevant sind. Dadurch fehlt jede formale Anbindung an geprüfte, zitierbare Literaturquellen.

  • fehlende Bewertung wissenschaftlicher Qualität
    LLMs erkennen weder methodische Gütekriterien noch können sie Studien nach Relevanz, Evidenzniveau oder Disziplinen gewichten. Zwischen Konferenzberichten, Fachartikeln, Blogs oder Marketingtexten wird nicht zuverlässig unterschieden. Eine kritische Bewertung im Sinne wissenschaftlicher Standards bleibt aus.

  • keine Aktualitätssicherheit und Versionskontrolle
    Der Trainingsstand eines LLMs ist statisch auf einen bestimmten Zeitpunkt begrenzt. Neueste Forschungsergebnisse oder tagesaktuelle Veröffentlichungen fehlen. Da keine Versionshistorie oder Zeitbezug mitgeliefert wird, ist nicht klar, aus welcher Publikationsperiode bestimmte Informationen stammen - ein Problem für die Zitierfähigkeit und Relevanzprüfung.

Neben allgemeinen Large Language Models (LLMs) existieren spezialisierte KI-Recherchetools, die gezielt für den wissenschaftlichen Kontext entwickelt wurden. Dazu zählen Plattformen wie SciSpace, Consensus, Elicit, Scite oder Semantic Scholar. Diese Tools greifen auf akademische Publikations-Datenbanken zu, sind teilweise mit Peer-Review-Journals verknüpft und wurden mit fachspezifischen Textkorpora trainiert.

Sie bieten potenzielle Vorteile bei der Orientierung im Forschungsfeld, etwa durch:

  • thematische Clustering-Funktionen und semantische Ähnlichkeitsanalysen,
  • KI-generierte Zusammenfassungen,
  • automatische Extraktion von Hypothesen, Methoden oder Ergebnissen,
  • Visualisierung von Zitierverläufen und Quellenvernetzungen.

Im Unterschied zu allgemeinen LLMs besteht hier ein klarerer Bezug zu nachvollziehbaren, dokumentierten Quellen. Einige Tools liefern direkte Verlinkungen zu den Volltexten oder bibliografisch eindeutig zitierbaren Originalpublikationen. Dennoch gilt es, bei der Verwendung kritisch zu bleiben:

  • inhaltliche Kontrolle bleibt notwendig
    Auch wenn ein Tool auf wissenschaftliche Quellen zugreift, bedeutet dies nicht automatisch, dass die extrahierten Informationen korrekt oder relevant sind. Die Interpretation durch die KI kann unvollständig, irreführend oder kontextlos sein.

  • eingeschränkte Datenabdeckung
    Viele dieser Systeme arbeiten mit einem begrenzten Set an Open-Access-Artikeln oder bestimmten Fachzeitschriften. Eine vollständige Abdeckung aller wissenschaftlichen Publikationen - insbesondere lizenzpflichtiger Inhalte - ist nicht gewährleistet.

  • unklare Aktualität und Versionslogik
    Die Aktualität der Datenbanken variiert. Es ist nicht immer erkennbar, welche Journals einbezogen werden, wann diese zuletzt aktualisiert wurden oder ob Retraktionen und Korrekturen berücksichtigt sind.

  • unzureichende Dokumentation der Suchwege
    Die Vorschläge erfolgen auf Basis interner Algorithmen, die nicht in der Tiefe offenliegen. Systematische Recherchestrategien lassen sich nur bedingt dokumentieren oder reproduzieren.

As­pekt LLMs Spe­zia­li­sier­te KI-For­schungs­tools
Ziel­set­zung Die­se Sprach­mo­del­le sind all­ge­mein ge­hal­ten und un­ter­stüt­zen vie­le Auf­ga­ben wie Text­pro­duk­tion, Über­set­zung, Kor­rek­tur oder Pro­gram­mie­rung. Die Tools sind spe­zi­fisch für For­schungs­zwecke ent­wick­elt und fo­kus­sie­ren auf das Fin­den, Zu­sam­men­fas­sen und Ver­glei­chen wis­sen­schaft­li­cher Stu­di­en.
Ein­satz­be­reich Nut­zung für Ide­en­fin­dung, Glie­de­rung, Text­op­ti­mie­rung oder ge­ne­rel­le Er­klä­rung von Fach­in­hal­ten. Re­cher­che kon­kret zu For­schungs­fra­gen, Iden­ti­fi­ka­tion re­le­van­ter Stu­di­en, Ver­gleich von Me­tho­den und Er­geb­nis­sen.
Daten­grund­la­ge Trai­niert auf gro­ße Text­cor­po­ra aus Bü­chern, Web­sei­ten und öf­fent­lich zu­gäng­li­chen Quel­len - kei­ne ge­ziel­te An­bin­dung an Fach­da­ten­ban­ken. Nut­zen struk­tu­rier­te wis­sen­schaft­li­che Da­ten­ban­ken, oft mit Live-Zugriff.
Quel­len­trans­pa­renz Aus­ga­ben ba­sie­ren auf mus­ter­haf­tem Sprach­ver­hal­ten, nicht auf klar nach­voll­zieh­ba­ren Quel­len. Je­de Aus­ga­be ist mit DOI, Ti­tel, Au­tor­en und Zeit­schrift re­fe­ren­zier­bar.
Aktua­li­tät "Wis­sen" ist auf das je­wei­li­ge Trai­nings­da­tum be­grenzt. Grei­fen je nach Tool auf ak­tu­el­le Ver­öf­fent­lich­un­gen zu.
Ant­wort­ty­p Ant­wor­ten wer­den sprach­lich ge­schmei­dig ge­ne­riert, kön­nen je­doch Fak­ten "hal­lu­zi­nie­ren". Ant­wor­ten sind be­legt, fak­ten­ba­siert, oft ex­trahiert aus be­stehen­den Stu­di­en oder Me­ta­ana­ly­sen.
Re­cher­che­fähig­keit Kei­ne ech­te Su­che in Da­ten­ban­ken mög­lich; kein fil­ter­ba­rer Zu­griff auf wis­sen­schaft­li­che Li­te­ra­tur. Sys­te­ma­ti­sche Re­cher­che nach Stich­wor­ten, Fra­gen, The­men; Teil­wei­se mit Re­le­vanz­be­wer­tung.
Zita­tions­ge­eig­net Ge­ne­rier­te In­hal­te sind meist nicht di­rekt nach­voll­zieh­bar oder prüf­bar. Stu­di­en sind mit vol­len Zi­tie­rungs­da­ten ver­seh­en und kön­nen so­fort ver­wen­det wer­den.
Ana­lyse­funk­ti­on Kei­ne da­ten­ba­sier­te Aus­wer­tung, son­dern sprach­mo­del­ge­steu­er­te Mus­ter­ver­ar­bei­tung. Zie­len auf kon­kret prüf­ba­re Da­ten aus Me­tho­dik, Er­geb­nis­sen und Stich­pro­ben ab.
Ver­wen­dung im wis­sen­schaft­li­chen Ar­bei­ten Hilf­reich für ers­te For­mu­lie­rungs­ver­su­che, Glie­de­rung oder Ver­ständ­nis­fra­gen - nicht für Zi­tier­zwe­cke oder Li­te­ra­tur­su­che ge­eig­net. Für sys­te­ma­ti­sche Re­cher­chen, Zu­sam­men­fas­sun­gen, Be­wer­tung von Quel­len und Nach­weis wis­sen­schaft­li­cher Evi­denz op­ti­mal ein­setz­bar.
Kos­ten & Zu­griff­sli­mits Frei­e LLM-Ver­sio­nen bie­ten meist un­be­grenz­te Chats oh­ne Re­cher­che­funk­ti­on, da kei­ne An­bin­dung an Fach­da­ten­ban­ken ex­is­tiert. In der kos­ten­lo­sen Ver­sion nur we­ni­ge Such­erg­eb­nis­se; in be­zahl­ten Plä­nen meist nur Ab­stracts, nicht aber al­le Voll­tex­te (wenn bei­spiels­wei­se Pay­walls be­ste­hen).
Vor­sicht bei der Nut­zung wis­sen­schaft­li­cher Funk­tio­nen Sprach­mo­del­le kön­nen In­hal­te hal­lu­zi­nie­ren, ver­al­tet oder fak­tisch falsch dar­stel­len - für wis­sen­schaft­li­ches Ar­bei­ten ist eine kri­tisch-prü­fen­de Hal­tung not­wen­dig. Auch spe­zia­li­sier­te Tools be­wer­ten oft nur Ab­stracts und kön­nen nicht al­le kon­text­be­zo­ge­nen In­for­ma­tio­nen be­rück­sich­ti­gen - der Zugriff auf den Voll­text über Bi­blio­the­ken bleibt wich­tig.

3.3 Google Scholar - eingeschränkt brauchbar ^ top 

Google Scholar ist ein frei zugängliches Suchsystem für wissenschaftsnahe Literatur. Es wird von Google LLC betrieben und durchsucht automatisiert frei verfügbare Inhalte im Internet, darunter Artikel aus akademischen Zeitschriften, Konferenzbeiträge, Abschlussarbeiten, Hochschulschriften, technische Berichte, Vorveröffentlichungen (Preprints), E-Books, Präsentationsfolien sowie graue Literatur. Auch institutionelle Repositorien, Verlagsplattformen oder persönliche Webseiten von Forscher:innen können eingebunden sein.

Die Stärke von Google Scholar liegt im breiten Zugriff auf verschiedenartige Inhalte. Es eignet sich gut für eine erste Orientierung und zur Identifikation von Schlüsselbegriffen, Autor:innen, vielzitierten Arbeiten oder grundlegenden Diskursen. Ebenso kann die Funktion "Zitiert von" hilfreich sein, um weiterführende Literatur aufzufinden oder Rückverweise zu analysieren.

Trotzdem ist Google Scholar für die systematische wissenschaftliche Literaturrecherche nur eingeschränkt einsetzbar. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • intransparente Indexierung
    Es ist nicht nachvollziehbar, welche Quellen tatsächlich indexiert werden und welche nicht. Google nennt keine vollständige Liste der Partnerdatenbanken oder -verlage. Auch die Aktualität der Indexierung ist nicht überprüfbar. Somit kann nicht sichergestellt werden, dass relevante wissenschaftliche Artikel in der Trefferliste enthalten sind.

  • undurchsichtiges Ranking
    Die Reihenfolge der Suchergebnisse basiert nicht nur auf der Relevanz der Suchbegriffe, sondern auch auf Zitationshäufigkeit, Autor:innenprofilen oder internen Relevanzmetriken. Die genauen Algorithmen werden nicht offengelegt, was zu Verzerrungen im Ranking führen kann. Neue oder weniger zitierte, aber dennoch hochwertige Publikationen werden dadurch häufig schlechter gereiht.

  • mangelnde Qualitätskontrolle
    Google Scholar unterscheidet nicht klar zwischen wissenschaftlich geprüften Journal-Artikeln und nicht begutachteter Literatur. Auch Vorversionen (Preprints), unveröffentlichte Skripten oder automatische Übersetzungen können angezeigt werden, ohne dass deren wissenschaftlicher Status eindeutig ersichtlich ist. Dies erschwert die Einschätzung der Zitierfähigkeit und Qualität.

  • häufige Duplikate und veraltete Versionen
    Ein und derselbe Artikel kann in mehreren Versionen auftauchen - z.B. als Preprint, als PDF auf einer Autor:innen-Webseite und als finale Verlagsversion. Die Trefferliste enthält dabei oft auch veraltete oder unvollständige Fassungen, ohne klare Kennzeichnung. Diese Redundanz erschwert die Auswahl der korrekten und zitierbaren Version.

  • unklare Nachvollziehbarkeit und fehlende Metadaten
    Viele Einträge enthalten unvollständige bibliografische Angaben. Herausgeber:innen, Zeitschriftentitel, Erscheinungsjahr oder DOI fehlen mitunter oder sind fehlerhaft übernommen. Für eine präzise Quellenangabe und die Bewertung wissenschaftlicher Qualität ist dies problematisch.

  • Eingeschränkte Filtermöglichkeiten
    Im Vergleich zu professionellen Fachdatenbanken bietet Google Scholar nur rudimentäre Suchfilter (z.B. nach Zeitraum oder Sprache), keine thesaurusgestützte Suche, keine Auswahl nach Publikationstyp oder Peer-Review-Status. Dies reduziert die Effizienz und Genauigkeit der Recherche erheblich.


3.4 Wikipedia als erste Informationsquelle ^ top 

Wikipedia ist eine offene Online-Enzyklopädie, die von einer globalen Community freiwilliger Autor:innen erstellt und fortlaufend bearbeitet wird. Sie bietet eine enorme thematische Breite und schnelle Zugänglichkeit, was sie zu einem beliebten Einstiegsinstrument für Recherchezwecke macht. Auch in der wissenschaftlichen Praxis kann Wikipedia eine nützliche Quelle im Rahmen einer einleitenden Orientierung sein.

Wikipedia eignet sich insbesondere für:

  • einen ersten Überblick über ein Thema,
  • die Klärung grundlegender Begriffe und Konzepte,
  • das Verständnis thematischer Zusammenhänge,
  • das Auffinden von Schlüsselbegriffen zur weiteren Recherche,
  • das Entdecken weiterführender Literatur im Quellenverzeichnis eines Eintrags.

Zahlreiche Artikel enthalten Verweise auf externe wissenschaftliche Quellen, Standardwerke oder aktuelle Fachliteratur. Diese können - nach Prüfung auf Qualität und Zitierfähigkeit - für die wissenschaftliche Arbeit verwendet werden. Auch die Kategorien und internen Verlinkungen auf Wikipedia bieten eine gute Strukturierung des Themenfeldes und helfen, thematisch verwandte Begriffe zu identifizieren.

Trotz ihres Umfangs und ihrer Benutzerfreundlichkeit erfüllt Wikipedia nicht die zentralen Anforderungen wissenschaftlicher Quellen:

  • Die Autor:innenschaft ist häufig anonym oder pseudonym, was eine Beurteilung der fachlichen Qualifikation erschwert.

  • Änderungen an Artikeln können ohne redaktionelle Kontrolle in Echtzeit vorgenommen werden.

  • Der Inhalt ist nicht durch ein formales Peer-Review abgesichert.

  • Temporär können auch fehlerhafte oder verfälschte Inhalte sichtbar sein.

Die Informationsqualität kann daher nicht jederzeit garantiert werden. Für eine fundierte Argumentation und eine belastbare Beweisführung ist Wikipedia nicht ausreichend verlässlich. Sie darf deshalb in der Regel nicht direkt als Quelle zitiert werden.

Ausnahmen: wann Wikipedia zitiert werden darf ^ top 

In bestimmten Fällen kann eine Nutzung und Zitierung wissenschaftlich vertretbar sein - etwa bei:

  • spezifischen Aussagen über Wikipedia selbst, z.B. zu ihrer Funktionsweise oder zu Inhalten der Plattform,

  • Zitaten aus Wikipedia-Artikeln, deren Autor:innen mit Klarnamen in der Versionsgeschichte nachvollziehbar ausgewiesen sind,

  • archivierten Versionen von Wikipedia-Artikeln, die eindeutig dokumentiert, versioniert und dauerhaft auffindbar sind.

Für eine regelkonforme Zitierung gelten folgende Voraussetzungen:

  1. Klarheit zu Autor:innen In der Versionsgeschichte eines Wikipedia-Artikels lassen sich die Beiträge einzelner Benutzer:innen nachvollziehen. Sofern dort Autor:innen mit vollständigem Namen auftreten oder über ihr Benutzerprofil identifizierbar sind, können sie namentlich in der Quelle genannt werden. Dies erhöht die Transparenz, ersetzt jedoch kein wissenschaftliches Peer-Review.

  2. Angabe der Version und dauerhafter Link Da Wikipedia-Artikel laufend überarbeitet werden, ist bei Zitaten stets auf die exakte Version zu verweisen. Dies geschieht durch:

    • Nennung des Datums der Artikelversion,
    • Angabe der URL zur archivierten Version ("Permalink" - vergleichbar mit DOI-Links in Fachartikeln sichern sie die Nachvollziehbarkeit),
    • Angabe des Artikelnamens und ggf. des Abschnitts.
Impuls / Aufgabe ^ top 
Suche einen Wikipedia-Artikel zu einem Thema, das dich wissenschaftlich interessiert und finde dort die entsprechende(n) Version(en) mit Zeitstempel und den archivierten Permalink.

Überprüfe die im Artikel angegebenen Literatur- und Webquellen:  Welche der verlinkten Quellen sind wissenschaftlich zitierfähig? Welche erfüllen die Kriterien fachlicher Qualität, Nachvollziehbarkeit und Zitierbarkeit?  

Dokumentiere deine Ergebnisse in einer kurzen Übersicht und überlege: **Welche dieser Quellen könntest du für eine wissenschaftliche Arbeit tatsächlich nutzen - und warum?**

3.4 Akademische Fachdatenbanken - zentrale Werkzeuge wissenschaftlicher Recherche ^ top 

Fachdatenbanken sind spezialisierte Suchsysteme, die ausschließlich wissenschaftliche Literatur indexieren. Sie bieten strukturierte Suchfunktionen, definierte Filteroptionen und transparente Dokumentation der Quellen. Die Trefferlisten basieren auf klaren Kriterien wie Übereinstimmung der Suchbegriffe mit Titel, Abstract, Schlagworten oder Volltext.

Akademische Datenbanken ermöglichen damit eine kontrollierte, systematische und nachvollziehbare Literatursuche - ein zentrales Qualitätsmerkmal wissenschaftlicher Arbeiten. Die Nutzung erfordert meist institutionelle Lizenzen; nicht alle Artikel sind im Volltext frei verfügbar.

Wichtige lizenzpflichtige Datenbanken (Zugriff über Fachochschule Kufstein Tirol - University of Applied Sciences -) ^ top 
  • EBSCO - multidisziplinäre Datenbank mit breitem Zeitschriftenangebot

  • Springer Link - deutsch- und englischsprachige Fachliteratur mit starker Ausrichtung auf Technik, Wirtschaft und Nachhaltigkeit

  • Emerald Insight - internationale Journals mit Fokus auf Management, Umwelt, Bildung, Immobilien


3.5 Open-Access-Datenbanken - frei zugängliche wissenschaftliche Quellen ^ top 

Open-Access-Plattformen bieten kostenfreien Zugang zu wissenschaftlichen Texten. Sie unterliegen in der Regel keinen Paywalls, sind jedoch in der inhaltlichen Tiefe und Qualität unterschiedlich. Teilweise sind auch Preprints enthalten - also Artikel, die noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen haben.

  • arXiv.org - Preprint-Archiv für Physik, Mathematik, Informatik und angrenzende Disziplinen

  • BASE - Bielefeld Academic Search Engine - multidisziplinäre Suchmaschine für Open-Access-Materialien

  • OpenGrey - Plattform für europäische Graue Literatur, z.B. Studienberichte, Konferenzbeiträge, Dissertationen


3.6 Plattformen von und für Wissenschaftler:innen ^ top 

Soziale Netzwerke für Wissenschaft und Forschung ermöglichen Zugang zu Fachpublikationen, Preprints, Konferenzbeiträgen und Diskussionspapieren. Viele Autor:innen stellen ihre Texte dort freiwillig zur Verfügung.

  • ResearchGate - internationale Plattform mit Profilseiten von Forscher:innen, direktem Kontakt und teilweise weiterführenden Daten zu den Studien

  • Academia.edu - vorwiegend englischsprachig; Upload und Austausch von Texten zu diversen Fachbereichen

Hinweis: Texte auf diesen Plattformen sollten hinsichtlich formaler Veröffentlichung und Peer-Review-Status überprüft werden. Nicht alle enthaltenen Beiträge sind zitierfähig im engeren wissenschaftlichen Sinn.

Impuls / Aufgabe ^ top 
Wähle ein konkretes Thema aus deinem Studienbereich und recherchiere zu diesem Thema 
a) in einer allgemeinen Suchmaschine
b) in Google Scholar
c) in einer akademischen Datenbank
d) in einer Open-Access-Datenbank deiner Wahl

Vergleiche die gefundenen Ergebnisse hinsichtlich Relevanz, Qualität der Quellen, Nachvollziehbarkeit der Suchergebnisse, Zitierfähigkeit

Reflektiere: Welche Plattform(en) waren für deine Suche am hilfreichsten? Was hat dich bei einzelnen Plattformen überrascht oder irritiert? Welche Suchstrategie würdest du für deine Bachelor-/Masterarbeit bevorzugen?

4. Quellenarten und ihre Bewertung ^ top 

In wissenschaftlichen Arbeiten ist der präzise Umgang mit Quellen essenziell. Unterschiedliche Quellentypen besitzen unterschiedliche wissenschaftliche Relevanz und Verwendbarkeit. Dieses Kapitel zeigt, wie zwischen Primär- und Sekundärquellen unterschieden wird, welche Anforderungen wissenschaftliche Quellen generell erfüllen müssen und welche Quellentypen sich in welchem Kontext eignen.


4.1 Primär- und Sekundärquellen ^ top 

In der Literaturwissenschaft, den Sozialwissenschaften sowie den Natur- und Technikwissenschaften wird zwischen Primär- und Sekundärquellen unterschieden. Diese Unterscheidung ist auch für die Praxis wissenschaftlichen Arbeitens relevant, da die Art der Quelle direkten Einfluss auf Aussagekraft, Nachvollziehbarkeit und Zitierweise hat.

Pri­mär­quel­le Se­kun­där­quel­le
Ur­sprungs­quelle ei­ner Er­kennt­nis oder Be­haup­tung Wie­der­ga­be, In­ter­pre­ta­ti­on oder Nut­zung der Pri­mär­quel­le
ent­hält Ori­gi­nal­da­ten oder Ori­gi­nal­tex­te be­zieht sich auf die Ana­ly­se, In­hal­te oder Schluss­fol­ge­run­gen der Pri­mär­quel­le
er­for­dert ei­gene Lek­tü­re und Ana­ly­se kann bei feh­len­der Ver­füg­bar­keit der Pri­mär­quel­le ge­nutzt wer­den
wird als Re­fe­renz bei Zi­ta­ten be­vor­zugt er­laubt Ana­ly­se der Re­zep­ti­on, Wei­ter­ent­wick­lung oder Deu­tung ei­ner Er­kennt­nis

Im Normalfall sind Aussagen stets direkt auf Primärquellen zurückzuführen. Nur wenn diese nicht zugänglich sind oder das Erkenntnisinteresse auf die Rezeption oder Interpretation gerichtet ist, kann eine Sekundärquelle verwendet werden.

do not use secudary sources


4.2 Kriterien für wissenschaftlich geeignete Quellen ^ top 

Nicht jede frei zugängliche Information erfüllt die Anforderungen an wissenschaftliche Verwendbarkeit. Wissenschaftliches Arbeiten setzt voraus, dass Quellen nach klar definierten, prüfbaren Qualitätsmaßstäben ausgewählt und verwendet werden. Diese Maßstäbe betreffen sowohl die inhaltliche Qualität der Quelle als auch ihre Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Relevanz für die jeweilige Fragestellung.

Im Zentrum steht die Frage, ob eine Quelle dazu geeignet ist, nachprüfbare, überprüfte und auf andere Kontexte übertragbare Erkenntnisse zu liefern. Wissenschaftliche Quellen müssen kritisch prüfbar, logisch nachvollziehbar und methodisch fundiert sein. Sie sollten auf einem systematischen Erkenntnisprozess beruhen, offen für Kritik und Gegenargumente sein sowie zur Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Diskurses beitragen.

Besonders relevant ist auch die Verlässlichkeit der Quelle, also ob sie wiederholt überprüft werden kann (Reproduzierbarkeit), ob Autor:innen eindeutig identifizierbar sind (Autorschaft), und ob die Informationen aktuell, relevant und unabhängig erstellt wurden (Zweckfreiheit und Objektivität).

Kri­te­ri­um Be­schrei­bung Aus­schluss­kri­te­ri­en
Un­ab­hän­gig­keit und Ob­jek­ti­vi­tät Die Quel­le ver­folgt kei­ne ein­sei­tig wirt­schaft­li­chen, po­li­ti­schen oder ideo­lo­gi­schen Zweck; es wer­den meh­re­re Sicht­wei­sen be­rück­sich­tigt Wer­be­text, Lob­by­in­halt, PR-Pub­li­ka­ti­on, Ein­zel­mei­nung oh­ne Kon­text
Fach­lich­keit und Se­ri­o­si­tät Die Quel­le stammt aus ei­ner an­erkann­ten aka­de­mi­schen oder for­schungs­ba­sier­ten In­sti­tu­ti­on; sie wur­de nach wis­sen­schaft­li­chen Stan­dards er­stellt (z.B. Peer­Re­view) Pri­va­te Blogs, Foren­bei­trä­ge, an­ony­me Ar­ti­kel, You­tu­be-Kom­men­ta­re
Sach­lich­keit Die Aus­sa­gen sind fak­tisch, lo­gisch, ar­gu­men­ta­tiv be­grün­det und frei von rei­ße­ri­scher Spra­che oder ma­ni­pu­la­ti­ven Mit­tel Emo­tio­nal ge­färb­te Wort­wahl, pau­schal be­haup­te­te Wahr­hei­ten, rhe­to­ri­sche Fra­gen
Nach­voll­zieh­bar­keit Quel­len, Da­ten und Ar­gu­men­te sind voll­stän­dig doku­men­tiert, die Her­lei­tung ist trans­pa­rent und lo­gisch nach­voll­zieh­bar Kein Me­tho­den­teil, feh­len­de Da­ten­grund­la­ge, in­trans­pa­ren­te Her­lei­tung
Zi­tier­bar­keit Die Ur­he­ber:in, He­raus­ge­ber:in, das Jahr und der Er­schei­nungs­ort sind be­kannt; das Do­ku­ment ist pu­bli­ziert und zu­gäng­lich An­ony­me Tex­te, un­ver­öf­fent­lich­te Un­ter­la­gen, feh­len­de For­ma­lie
Ak­tu­a­li­tät Die Quel­le ist zeit­lich pas­send zur For­schungs­fra­ge; Ver­öf­fent­li­chungs­da­tum klar er­kenn­bar Ver­al­tet, Da­tum nicht er­sicht­lich, Sta­tus un­klar
Re­le­vanz Die Quel­le be­zieht sich kon­kret auf die For­schungs­fra­ge, trägt zur Be­ant­wor­tung bei oder bie­tet theo­re­ti­sche / em­pi­ri­sche Grund­la­ge The­ma­tisch weit ent­fernt, rei­ne Mei­nungs­äu­ße­rung
Zweck­trans­pa­renz Der In­halt dient der Wis­sen­schaft und nicht der Wer­bung, Mei­nungs­len­kung oder Kom­mer­zialisierung Ver­kaufs­ab­sicht, Image­pfle­ge, po­li­tisch-mo­ti­vier­te In­hal­te

4.3 Quellen für wissenschaftliche Arbeiten ^ top 

Nicht alle Textsorten sind für die wissenschaftliche Analyse gleich gut geeignet. Die folgende Übersicht zeigt ausgewählte Quellentypen, ihren Nutzen und ihre Grenzen im wissenschaftlichen Kontext.

Quel­len­typ Ver­wen­dung Vor­teil Nach­teil
Ba­che­lor-/Mas­ter­ar­bei­ten nicht ver­wend­bar Über­blick aus Stu­die­ren­den­sicht kei­ne Über­prü­fung auf Feh­ler oder Quel­len
Dis­ser­ta­ti­on ver­wend­bar ge­prüft, ver­öf­fent­licht nicht im­mer ak­tu­ell
Kon­fe­renz­bei­trä­ge ver­wend­bar ak­tu­ell, pro­jekt­nah un­kla­re Aus­wahl­kri­te­ri­en
aka­de­mi­sche Zeit­schrif­ten sehr ver­wend­bar Peer­-Re­view, ho­he Qua­li­tät lang­wie­ri­ger Pu­bli­ka­ti­ons­pro­zess
Lehr-/Fach­buch be­grenzt ver­wend­bar De­fi­ni­ti­o­nen, Grund­la­gen sel­ten ak­tu­ell, we­nig Quel­len
Pop­u­lär­wis­sen­schaft nicht ver­wend­bar ein­fa­che Er­klä­run­gen kei­ne wis­sen­schaft­li­che Prü­fung
Blogs nicht ver­wend­bar ak­tu­ell, in­for­mell kei­ne Prü­fung, sub­jek­tiv
Pres­se­ar­ti­kel nur als Kon­text ak­tu­ell, weit­ver­brei­tet kei­ne wis­sen­schaft­li­che Ba­sis
Un­ter­neh­mens­sei­ten nur kon­text­be­zo­gen ak­tu­ell ver­kaufs­ori­en­tiert
Un­ab­hän­gi­ge In­sti­tu­tio­nen be­grenzt ver­wend­bar fach­lich re­le­vant oft in­ter­es­sens­ge­lei­tet

4.4 Checkliste zur Bewertung von Quellen nach wissenschaftlicher Qualität ^ top 

Nutze die folgende Checkliste, um die wissenschaftliche Güte und Eignung einer Quelle für deine Arbeit zu beurteilen. Je mehr Kriterien erfüllt sind, desto besser ist die Quelle für den wissenschaftlichen Einsatz geeignet.

1. Formale Integrität & Zitierfähigkeit

2. Publikationskontext & wissenschaftliche Einbindung

3. Inhaltliche Qualität & methodische Nachvollziehbarkeit

4. Objektivität, Ausgewogenheit & Reflexivität

5. Rezeption & Wirkung

6. Ethische Standards & wissenschaftliche Redlichkeit

Impuls / Aufgabe ^ top 
Analysiere in einer wissenschaftlichen Publikation deiner Wahl, welche Quellenarten dort verwendet werden. Unterscheide Primär- und Sekundärquellen, bewerte die Zitierfähigkeit und überlege, ob du alle Quellen in einer eigenen Arbeit übernehmen würdest. Begründe deine Einschätzung schriftlich.

 

 

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Mit KI-Unterstützung
mit KI-Unterstützung erstellt: Generative Pre-Trained Transformers (Large Language Models) wurden zum Lektorat und als Übersetzungshilfe eingesetzt. Die Inhalte wurden vor Veröffentlichung geprüft; die Verantwortung für Richtigkeit und Umsetzung liegt bei Christian Huber.
 
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