Lizenz CC BY 4.0

Creative Commons 4.0 International Licence [CC BY 4.0]
 


Das Bild "" (2024) von Christian Huber ist unter der Creative Commons Attribution 4.0 International Lizenz veröffentlicht. Verwenden Sie das Bild für Ihre eigenen Materialien, bearbeiten und adaptieren Sie es, mixen Sie das Bild mit anderen Inhalten und vertreiben Sie es unter Nennung der originalen Urheberschaft. Wenn Sie etwas verändern, machen Sie dazu zusätzlich eine Anmerkung im Zitat.
 


Creative Commons Zitation:
 
, 2024 Christian Huber, CC BY 4.0 http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/,

DE  |  EN

Sprache

das ist die Sprache der Wissenschaft


 

Diese Lektion behandelt wesentliche Aspekte einer wissenschaftlichen Sprache. Dabei werden die Besonderheiten einer objektiven & präzisen wissenschaftlichen Sprache vorgestellt. Ein eigener Bereich widmet sich der gender-gerechten Sprache in wissenschaftlichen Texten.

Grundlagen der wissenschaftlichen Sprache benennen und ein Verständnis für gender-gerechte Sprache im Kontext von wissenschaftlichen Texten entwickeln.

durchschnittliche Dauer der Lektion : 45 Minuten


 

 

 

 


 

 

keep it short and simple

Grundprinzipien für wissenschaftliche Sprache ^ 

Wissenschaftliche Arbeiten sind in der Regel anspruchsvolle Dokumente, die klare und präzise Kommunikation erfordern. Auf Basis der Grundprinzipien von Wissenschaft lassen sich Grundprinzipien für wissenschaftliche Sprache ableiten.

KISS (keep it short and simple)

Wissenschaftliche Texte sollen...

  • sich auf das Wesentliche beschränken & einheitliche Begriffe verwenden (Lean Text )

  • logisch & nachvollziehbar argumentieren

  • für die Leser:in leicht erfassbar und verständlich sein (Leser:innen-Orientierung)

Aus diesen Grundsätzen ergeben sich für die Sprache die Anforderung KISS (keep it short and simple)!

Lean Text ^ 

Auch wenn es für die wissenschaftliche Sprache keine Normierung gibt, so lassen sich dennoch einige Grundsätze erkennen, die in vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen wiederzufinden sind. Lean Text und Lean Writing, beziehen sich auf die Notwendigkeit, dass wissenschaftliche Arbeiten präzise und auf den Punkt gebracht sein sollten. Dies leitet sich aus den Grundprinzipien von Wissenschaft ab: Spielraum für individuelle Interpretationen der Leser:innen ist zu reduzieren. Lean Text bedeutet auch, unnötige Redundanzen und überflüssige Informationen zu vermeiden. Lean Text ist klar und leicht verständlich.

präzise, objektive & sachliche Sprache

Impuls / Aufgabe
Leiten Sie den Neologismus "Lean Text" aus dem Kontext von Lean Management ab. Welche Parallelen können Sie entdecken? Wo lässt sich - aus Ihrer Sicht - die Idee von Lean Management auf wissenschaftliche Arbeiten übertragen?

Präzision & Objektivität ^ 

Ein erzählender (narrativer) Sprachstil wie in Romanen, der vielleicht sogar Spannung erzeugt, ist in wissenschaftlichen Texten nicht erwünscht. Schreiben Sie in einer sachlichen Sprache und vVermeiden Sie daher narrative Elemente. Auch wenn der Nominalstil in wissenschaftlichen Texten weit verbreitet ist, wäre dieser weitestgehend zu vermeiden. Ebenso sind Relativsätze komplexe adnominale Partizipalien vorzuziehen. Aufgabe der Schlussredaktion ist es Sätze und Wörter zu streichen, die redundant oder inhaltsleer sind.

Beispiele für schlechte Formulierung Verbesserung
Es erfolgt eine Gewinnmaximierung. Der Gewinn wird maximiert.
..., was die Vergleichbarkeit erschwert. ..., was den Vergleich erschwert
Im Gegensatz zu den bisher genannten Arbeiten, in denen der Gebrauch von ... kaum berücksichtigt wird,... Im Gegensatz zu den bisher genannten Arbeiten, die den Gebrauch von ... kaum berücksichtigen,...

Verwenden Sie klare und präzise Sprache, um Ihre Ideen zu vermitteln. "man" oder "es" vermeiden. "viel", "kein" oder "immer" sind quantitative Mengen-Angaben, die in der Regel zu unpräzise sind. Alle Füllwörter sollten vermieden werden.

Beispiele für schlechte Formulierungen Verbesserung
In Kapitel 3.2 wird versucht, dieses Problem zu lösen. Kap. 3.2 behandelt dieses Problem
Oben wurde schon angedeutet, daß ... . Was ist denn nun aber ... ? Dieser Frage wollen wir im nächsten Abschnitt nachgehen. In Kap. 3.2 war bereits dargestellt geworden, daß ... . Der nächste Abschnitt soll klären, ...
...wie oben zu zeigen versucht wurde... siehe Kap. 3.2

Vermeiden Sie einen eigenen persönlich gefärbten Standpunkt oder eigene Meinungen. Meinungen und ein persönlich gefärbter Standpunkt sind nicht gleich zu setzen mit einem eigenen Fazit, das kritisch reflektiert ist. Ein eigenes Fazit basiert auf nachvollziehbaren Erkenntnissen und / oder Auswertungen und Analysen. Ein eigenes Fazit ist wesentlicher Bestandteil einer wissenschaftlichen Arbeit. Anstelle des persönlichen "Ich" wird in wissenschaftlichen Texten in der dritten Person also von "die Verfasserin" oder "der Verfasser" beziehungsweise "die Autor:in" oder "der Autor" gesprochen. Dennoch wird in vielen Texten diese Aussage vermieden oder nur selten eingesetzt. Das oftmals als zu unpräzise wahrgenommene "man" oder "es" sollte nicht als Ersatz verwendet werden.

Anführungszeichen deuten immer und ausschließlich auf ein wörtliches Zitat hin. Nutzen Sie in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit niemals Anführungszeichen um nur einen Ausdruck zu markieren! Sonst kann Ihnen hierfür ein Zitier-Fehler vorgeworfen werden.

Kürze ^ 

Drücken Sie Ihre Gedanken in möglichst wenigen Worten aus. Lange, umständliche Sätze können den Leser:innen das Verständnis erschweren. Daher sind Autor:innen angehalten sich bei jedem Wort zu fragen, ob dies wirklich zum Verständnis nötig und zur Beantwortung der Forschungsfrage dienlich ist. Füllwörter oder gar ganze Sätze, welche zu wenig Inhalt bieten, sind zu vermeiden. Dies betrifft auch phatische kommunikative Strukturen, die im normalen Sprachgebrauch die Kommunikation aufrechterhalten sollen. Sätze, die ersatzlos gestrichen werden können, ohne den Inhalt zu beeinflussen, sollten gar nicht erst geschrieben werden.

Schlechte Formulierung Verbesserung
Es ist von großer Bedeutung, hier festzuhalten, dass dieser Punkt für das Verständnis des weiteren Verlaufs dieser Arbeit äußerst zentral ist... Entscheidend ist, dass...
Wie bereits an anderer Stelle ausführlich dargelegt und besprochen wurde, lässt sich an dieser Stelle nochmals feststellen, dass... Wie bereits erläutert,...
Um das Thema vollumfänglich zu verstehen, ist es zunächst unerlässlich zu erwähnen, dass... Um das Thema zu verstehen,...
Im Rahmen dieser Untersuchung wird der Versuch unternommen, zu zeigen, dass... Diese Arbeit zeigt, dass...
Die Tatsache, dass dies in dieser Weise zutrifft, lässt den Schluss zu, dass... Dies zeigt, dass...
Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen und betont, dass... Es zeigt sich, dass...
Es ist wichtig, an diesem Punkt besonders zu betonen, dass... Es ist wichtig, dass...
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der Frage, inwiefern... Diese Untersuchung untersucht, wie...
Des Weiteren ist es hier wichtig, festzustellen, dass... Es ist wichtig, dass...
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass... Zusammenfassend,...

bedeutungsvolle Überschriften ^ 

Verwenden Sie aussagekräftige Überschriften und Abschnittsüberschriften, um den Leser:innen eine Orientierung zu bieten. Achten Sie dabei jedoch darauf, dass die Überschriften kurz, sachlich und einheitlich formuliert sind.

Logik & Konsistenz ^ 

Logik und Konsistenz sind entscheidend, um sicherzustellen, dass Ihre wissenschaftliche Arbeit überzeugend ist und wissenschaftlichen Standards entspricht.

  • Klare Argumentation: Stellen Sie sicher, dass Ihre Argumentation logisch aufgebaut ist. Jeder Abschnitt sollte auf den vorherigen aufbauen und zu einer schlüssigen Schlussfolgerung führen.

  • Vermeidung von Widersprüchen: Achten Sie darauf, keine widersprüchlichen Aussagen in Ihrer Arbeit zu machen. Ihre Argumente sollten kohärent sein.

  • Zitierte Quellen: Wenn Sie Informationen aus anderen Quellen verwenden, stellen Sie sicher, dass Sie korrekt zitieren und auf die Quellen verweisen. Plagiat ist in der wissenschaftlichen Welt inakzeptabel und kann gleichzeitig eine strafrechtliche Verfolgung aufgrund der Verletzung des Urheberrechts werden.

  • Konsistenz: Im Deutschaufsatz und im Roman wird ein Wechsel des Ausdrucks positiv bewertet und ist eine Monotonie nicht gewünscht. Anders in wissenschaftlichen Texten. Hier ist eine gleichartige, analoge Bezeichnung von einmal definierten Begriffen zwingend notwendig. In wissenschaftlichen Texten sollten daher keine Synonyme für Fachwörter oder gleiche Sachverhalte verwendet werden. Dies gilt auch - in etwas abgeschwächter Form - für den Satzbau (Syntax). Gleiche Vorgehensweisen können auch im Satzbau gleich dargestellt werden. Dies ist zum Beispiel bei der Quellenarbeit ein gutes Mittel um deutlich zu zeigen, dass eine Aussage / Erkenntnis von anderen Autor:innen stammt. Konzistenz gilt auch für das Layout der wissenschaftlichen Arbeit, Halten Sie sich an die Richtlinien zur FormatierungIhrer Institution. Konsistenz in Bezug auf einheitliche Schriftart und Formatierung ist ein wesentliches Kriterium zur Bewertung. Hinzu kommt die durchgängige Verwendung eines einmal gewählten oder vorgegebenen Zitationsstils.

Leser:innen-Orientierung ^ 

Die Leser:innen-Orientierung ist ein oft unterschätzter Grundsatz wissenschaftlicher Arbeiten. Es ist wichtig zu bedenken, dass Ihre Arbeit von anderen Menschen gelesen wird.

  • Zielgruppe berücksichtigen: Denken Sie darüber nach, wer Ihre Leser:innen sind, und passen Sie Ihren Schreibstil und Ihre Erklärungen entsprechend an. Erläutern Sie Fachbegriffe, wenn sie nicht allgemein bekannt sind.

  • Übersichtliche Struktur: Verwenden Sie eine klare Struktur, die es den Leser:innen ermöglicht, sich in Ihrer Arbeit zurechtzufinden. Einheitlicher Aufbau, Überschriften und Absätze erleichtern die Orientierung.

  • Verständliche Grafiken: Falls Sie Grafiken oder Diagramme verwenden, stellen Sie sicher, dass sie leicht verständlich sind und die Informationen klar vermitteln.

  • Zusammenfassung: Bieten Sie am Anfang eine kurze Einleitung und am Ende eine Zusammenfassung der Erkenntnisse aus der Beweisführung im Absatz, Kapitel oder Textteil, um den Leser:innen einen Überblick und Klarheit zu verschaffen.

Impuls / Aufgabe
Recherchieren Sie wissenschaftliche Artikel und Konferenz-Beiträge und reflektieren Sie, die vorgefundene Sprache. Entspricht diese den beschriebenen Anforderungen an eine wissenschaftliche Sprache?

 

gender-gerechte & vielfalts-sensible Sprache ^ 

gender-gerechte Sprache

Hier werden folgende unterschiedliche Möglichkeiten des Sprachgebrauchs vorgestellt.

Art Fokus
gender-gerecht vielfältige Geschlechter-Identitäten
vielfalts- & diskriminierungs-sensibel Herkunft, Religion, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Geschlechter-Identität, soziale Situationen, Alter
inklusive & leicht wenig Sprach- & Lese-Fähigkeiten in der deutschen Sprache
immer wenn Personen angesprochen werden

Gender-gerechte & vielfalts-sensible Sprache wird bei Bezeichnung bzw. direkter Ansprache von Personen oder Personengruppen verwendet. Keine Anwendung finden Sie, wenn nicht direkt Personen im Fokus steht.

Ist die Geschlechter-Identität bekannt (z.B. durch Angabe der Pronomen in der Signatur oder auf Nachfrage), wird selbstverständlich die entsprechende Wortform gewählt und nicht allgemein gegendert.

generelle Haltung
  • es gibt keine immer und jederzeit gültige, diskriminierungsfreie, richtige Form!

  • Offenheit, Respekt und empathisches Zuhören & Handeln ist die wichtigste und richtige Haltung

  • Selbst-Zuweisungen der jeweiligen Menschen oder deren Communities verwenden um Menschen so anzusprechen, wie sie es wollen

  • in Sprache, Bildern, Videos, ... alle Menschen ansprechen, so dass diese sich wahrgenommen fühlen

Hintergrund gender-gerechte Sprache

Hintergrund gender-gerechte Sprache ^ 

gender-gerechte Sprache ist heute in vielen offiziellen Texten Standard. Hier geht es um Gleichberechtigung und Wertschätzung aller Menschen sowie das Aufbrechen bzw. Vermeiden von Rollenbildern und Stereotypen unabhängig der Geschlechter-Identität.

binäre Geschlechter-Identitäten ^ 

Überlegen Sie selbst, an welchen Personenkreis Sie zuerst denken bei Sätzen wie:

"Der Studiengangsleiter hat beschlossen."

"Die Putzfrau reinigt jeden Abend die Tische."

Die Verwendung nur einer Form denkt die andern Geschlechter nicht unbedingt mit. Versuchen Sie bei folgendem Satz ihre Assoziationen zu allen Geschlechtern zu reflektieren:

"Die Studiengangsleiterin hat beschlossen."

Welches Bild haben Sie jetzt als erstes vor Augen? Viele befragte Studierende denken beim 2. Satz zuerst an eine Frau. Haben Sie an einen Mann oder eine geschlechtlich nicht näher bestimmte Person in der Rolle der Studiengangsleitung gedacht? Machen Sie selbst das Experiment und versuchen Sie im Gespräch mit Freund:innen oder in der Familie für eine Zeit ausschließlich die weibliche Form zu verwenden. Welche Reaktion erhalten Sie von Ihren Zuhörer:innen? Fühlen sich hier auch Männer angesprochen?

Wichtig erscheint es, alle Personen unabhängig des Geschlechts in der Sprache einzubeziehen. Für diese demokratische Gleichberechtigung stehen die Grundzüge unserer Verfassungen und unseres heutigen Gesellschafts-Verständnis.

in der deutschen Sprache gibt es das grammatikalische Geschlecht von Wörten, welches unabhängig der differenzierten Geschlechtsbezeichnung existiert. Diese nicht auf bestimmte Geschlechter-Identitäten - also generisch - bezogene grammatikalische Geschlecht wird in der Sprachwissenschaft Genus genannt. Ist das grammatikalische Geschlecht eines personenbezogenen - jedoch nicht auf bestimmte Geschlechter-Identitäten bezogenes - Wort männlich, wird von generisches Maskulin(um) gesprochen. Ganz ähnlich dazu gibt es auch Wörter mit generischem Feminin(um) oder generischem Neutrum.

Feminin(um) Maskulin(um) Neutrum
die Person der Mensch das Personal

Gleichzeitig gibt es für viele Personenbezeichnungen bzw. Bezeichnung von Lebewesen männliche und weibliche Wörter. Diese werden angewendet für die Differenzierung der männlichen und weiblichen Geschlechter-Identitäten (Sexus).

weiblich männlich Anwendung Gender-Gap oder Binnen-I
angehängtes Suffix vom männlichen Wortstamm die Professorin der Professor möglich
angehängtes Suffix vom männlichen Wortstamm mit Vokal-Umlaut die Ärztin der Arzt nicht möglich
angehängtes Suffix vom weiblichen Wortstamm die Wittwe der Wittwer möglich
angehängtes Suffix vom weiblichen Wortstamm mit Vokal-Umlaut die Braut der Bräutigam nicht möglich
ersetzendes Suffix die Kollegin der Kollege nicht möglich
alternatives Suffix die Magistra der Magister nicht möglich
alternatives Komposita die Kauffrau der Kaufmann nicht möglich
alternative Bezeichnungen die Frau der Mann Frau* bzw. Mann* zeigen, dass es weitere Geschlechts-Identitäten rund um die verwendete Wortbezeichnung gibt

verschiedene Geschlechter-Identitäten ^ 

Neben den Extremen (nur) Mann oder (nur) Frau existieren verschiedene weitere Geschlechstidentitäten. In Deutschland seit 2018 und in Österreich seit 2019 bilden diese Geschlechter-Identitäten die Gruppe der diversen bzw. nicht-binären (non binary / abinär) oder genderqueeren Geschlechter-Identitäten. Dies ist wiederum ein Sammelbegriff für ein breites Spektrum an unterschiedlichen Identitäten.

Verschiedene Geschlechter-Identitäten sind kein Trend der westlichen Kultur. Menschen, die sich nicht als (nur) Mann oder (nur) Frau einordnen lassen wollten oder können gibt es vermutlich schon immer. So werden z.B. in historischen jüdischen und arabischen Schriften aber auch bei indigenen Volksstämmen und im pakistanisch bereits nicht-binäre Menschen erwähnt.

  • Transgeschlechtlichkeit / trans*: Sammelbegriff für psychologisch abweichende Identität von dem biologischen, bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht
  • Intergeschlechtlichkeit / inter*: Sammelbegriff für Variationen von Geschlechter-Identitäts-Ebenen (Chromosomen, Hormone, Keimdrüsen, Genitalien) zwischen eindeutig männlich bzw. weiblich
  • agender / gender-neutral / genderless / neutroid: keinem Geschlecht zugehörig
  • genderfluid: fließender Wechsel zwischen den Geschlechtern
  • demigender: nur teilweise identifikation mit einem Geschlecht (z.B. demingirl, demiboy, demiflui, demiflux)
  • bigender: gleichzeitige Identifikation als Mann und Frau
  • pangender: gleichzeitige Identifikation zu vielen Geschlechtern
  • cis-Geschlechlichkeit: Geschlechter-Identität stimmt überein mit ihrem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht auf Basis der Geschlechter-Identitäts-Ebenen (Chromosomen, Hormone, Keimdrüsen, Genitalien) als Mann oder Frau

Die Wörter Frau* und Mann* machen deutlich, dass es ein breites Spektrum von Geschlechter-Identitäten gibt, die sich nicht in die binäre Zweigeschlechtlichkeit einordnen lassen. So erscheint z.B. wichtig anzuerkennen, dass auch die stereotype weibliche Zuweisung von Menstruation nicht ausschließlich mit der Geschlechts-Identität als Frau in Verbindung gebracht werden kann.

ACHTUNG: dies hat nichts mit einer sexuellen Orientierung, sexueller Präferenz, Aussehen & Erscheinungsbild oder (stereotypen) Geschlechter-Rollen zu tun.

präzise Sprache in wissenschaftlichen Texten ^ 

Wissenschaftliche Texte benötigen gender- bzw. geschlechter-gerechte wie auch eine vielfalts-sensible Sprache zur geforderten notwendigen Differenzierbarkeit und Klarheit. Die männliche (oder weibliche) Form als universell für alle Geschlechter geltende Form zu verwenden, kann zu Fehlinterpretationen führen und damit Interpretationsspielräume beim Lesen ermöglicht. Dies sollte in wissenschaftlichen Texten generell ausgeschlossen werden. Das generischen Maskulin (oder Feminin), im Sprachgebrauch für verschiedengeschlechtliche Gruppen oder Personen zu verwenden, deren Geschlecht nicht relevant oder nicht bekannt ist, unterscheidet sich nicht von der sexus-spezifischen männlichen (oder weiblichen) Form. Es ist daher nicht immer eindeutig, ob das generische Maskulin / Feminin oder die sexus-spezifischen männlichen /weibliche Form Anwendung findet. Dadurch kommt es zu Unklarheiten (Genus-Sexus-Diskrepanzen) beim Lesen oder Zuhören.

Beispiele zur Reflexion:

Die Studenten und ihre Freunde.

Was assoziieren Sie zuerst, wenn Sie diesen Satz lesen? Sind es männliche Studenten und ihre männlichen Freunde, die Sie vor Augen haben? Oder Studentinnen und ihre Freundinnen? Oder eine viel-geschlechtliche Gruppe?

27% der Mitarbeiter sind unzufrieden mit der Gebäude-Technik.

Bezieht sich diese Aussage auf die männlichen Mitarbeiter oder auf alle Mitarbeiter:innen, so ist der Anteil an Unzufriedenen in der Gesamtbelegschaft sehr unterschiedlich. Für einen notwendiger weise präzisen wissenschaftlichen Text ist dies daher zu ungenau. "27% aller Mitarbeiter:innen sind unzufrieden mit der Gebäude-Technik" oder "27% der Belegschaft ist unzufrieden mit der Gebäude-Technik" stellen hingegen klar, von welcher Grundgesamtheit auszugehen ist.

Achtung: Fehler durch unpräzise Formulierung

Obwohl im Text nicht darauf geachtet wurde, sowohl die weibliche als auch die männliche Form zu verwenden, beziehen sich bei Nichtbeachtung die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.

Dieses Einführungsstatement / diese Gender-Präambel / dieser Geschlchter-Hineweis als Vorspann zur "Entschuldigung" des undifferenzierten Gebrauchs der Geschlechtsbezeichnung ist zu unpräzise, da der Inhalt bzw. das Ergebnis der wissenschaftlichen Arbeit, dann von der Interpretation der Leser:innen abhängt und nicht mehr eindeutig ist. Beim Lesen oder Zuhören muss dann immer entschieden werden, ob es sich nun um die "Nichtbeachtung" handelt oder nicht. Dies ist ein Mangel gegen die notwendige präzise Sprache in wissenschaftlichen Texten.

vielfalts-sensible Sprache

Hintergrund vielfalts- & diskriminierungs-sensible Sprache ^ 

Vielfalts- & diskriminierungs-sensible Sprache berücksichtigt Herkunft, Religion, besondere Bedürfnisse, Geschlechter-Identität, soziale Situationen, Alter, historischen Kontext, Möglichkeiten der Partizipation (= Teilhabe, Mitbestimmung, Einbeziehung) und Intersektionalität (gleichzeitig mehrere / sich überschneidende Diskriminierungsformen bei einer Person). Dabei geht es um eine wohlwollende, anerkennende, nicht diskriminierende Sprache. Auf keinen Fall dürfen rassistische Wörter und Bezeichnungen (z.B. N-Wort, Zi-Wort) verwendet werden. Bei der Bezeichnung von Personengruppen sollten Selbstbezeichnungen gewählt werden (z.B. Black Indigenous and People of Color kurz: BIPoC, Sintizze und Romanja).

generelle Regeln für eine vielfalts- & diskriminierungs-sensible Sprache ^ 

  • nur für das Ergebnis relevante Personen-Merkmale erheben & darstellen

  • Personen-Merkmale so präzise wie möglich abfragen & beschreiben

  • Bezeichnungen verwenden, die Personen über sich selbst sagen

  • respektvolle Sprache, welche die Individualität achtet

  • Veränderungen von Begrifflichkeiten akzeptieren

  • Sensibilität bei Vergleichen & Reihungen von Personen-Gruppen

inklusive & leichte Sprache

Hintergrund inklusive & leichte Sprache ^ 

Leichte Sprache ist leicht verständlich auch für Menschen mit wenig Sprach- & Lese-Fähigkeiten in der deutschen Sprache. Sie zeichnet sich durch einfachen Satzbau, die Verwendung von einfache Wörter aber auch die Berücksichtigung in Typographie und Schriftbild. Auch für Personen mit Lese-Schwächen und Legasthenie können einige Aspekte der leichten Sprache hilfreich zum einfachen Textverständnis sein.

So können Z.B. zusammengesetzte lange Wörter besser mit Bindestrich erkannt / gelesen werden (z.B. Gebäude-Technik, Personen-Bezeichnung, Master-Arbeit), auch wenn dies abweicht von den aktuellen amtlichen Rechtschreibregeln. Verneinungen werden manchmal überlesen und sollten daher auch besser vermieden werden.

Verwendung gender-gerechter & vielfalts-sensibler Sprache in wissenschaftlichen Texten ^ 

Ich raten Ihnen bei wissenschaftlichen Texten und dort wo eine präzise Differenzierung notwendig ist, gender-gerechte & vielfalts-sensible Sprache zu verwenden. Gleichzeitig gibt es (noch) keine normative Festlegung der richtigen Form von gender-gerechter, inklusiver und vielfalts-sensibler Sprache. Daher ist vieles möglich ohne direkt als richtig oder falsch bewertet zu werden. Die hier vorgestellten Möglichkeiten zur gender-gerechter und vielfalts-sensibler Sprache haben Vor- und Nachteile, die bei der Verwendung von Ihnen abgewogen werden müssen.

nicht mitgemeint

Regelung an der FH Kufstein Tirol

Der Leitfaden für Bachelor- und Master-Arbeiten der FH Kufstein Tirol stellt in Kapitel 5 die sprachlichen Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Arbeiten dar.

Korrekter und gender-gerechter sprachlicher Ausdruck, korrekte Grammatik, Rechtschreibung und Interpunktion sind Voraussetzung für eine klare Darstellung wissenschaftlicher Argumentation und sind daher beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten unabdingbar.

Die Verwendung der gender-gerechten Sprache in wissenschaftlichen Arbeiten von Studierenden wird in der Begutachtung zusammen mit anderen sprachlichen Aspekten bewertet.

Es werden keine Vorgaben für die Verwendung einer bestimmten Form der gender-gerechten Sprache gegeben. Alle Formen sind möglich.

Die Wahl der gender-gerechten Form bleibt dem:der Autor:in überlassen.

Nicht erlaubt ist ein allgemeiner Gender-Hinweis bzw. eine Gender-Klausel, welche allgemein oder im Speziellen bei der Verwendung des generischen Maskulin vielfältige Geschlechter-Identitäten "mitmeinend" einschließt.

Ein einfaches Einführungsstatement, dass nur in männlicher Form geschrieben wird, aber alle Geschlechter gemeint sind, ist nicht ausreichend.

Generell rate ich Ihnen neben der neutralen Form ausschließlich eine einzige weitere Form der geschlechter-gerechten und vielfalts-sensiblen Sprache zu verwenden. Welche dies ist, bleibt Ihnen frei überlassen.

Ein Argument - um keine gender-gerechte bzw. vielfalts-sensible Sprache zu verwenden - ist bei vielen Autor:innen von wissenschaftlichen Arbeiten an Hochschulen Platzgründe. Eine von mir durchgeführte Untersuchung an 5 stichprobenartig ausgewählten Bachelor- und Masterarbeiten zeigt, dass sich bei der Nennung von beiden Geschlechtern (also der von der Zeichenzahl gesehen längsten Form) der Text nur um maximal 0,3‰ verlängert. Bei einem Umfang von 90 Seiten wächst die Arbeit damit um etwa 1/4 Seite. Diese Argument kann so aus meiner Sicht also nicht wirklich herangezogen werden.

kein gendern notwendig? ^ 

Gender-gerechte und vielfalts-sensibe Sprache wird nur eingesetzt, wenn Personen (oder allgemeiner: Lebewesen) direkt angesprochen werden. Allgemein neutrale Bezeichungen wie Mensch werden selbstverständlich nicht(!) gegendert. Bei juristischen Personen (z.B. Arbeitgeber) sollte der Genus der Bezugswortes verwendet werden (z.B. die GmbH..., die Firma..., die Aktiengesellschaft...). Verben und Adjektive, welche vermeintlich maskuline (oder feminine) Wortformen beinhalten werden in der Regel nicht gegendert, da hier auf z.B. die Tätigkeit und nicht auf eine Person fokussiert wird. Bei einzelne Personen und kleinen Gruppen, in denen die Geschlechter-Identität wirklich bekannt ist, kann die Gender-Vielfalt falsch sein. Die Geschlechter-Identität einfach aus dem Vorname ableiten ist jedoch nicht immer richtig. Hier hilft nur das NAchfragen, mit welchem Pronomen eine Person angesprochen werden möchte (bei mir steht das Pronomen [he/his] in meiner Email-Signatur).

gender bias-free decission tree

gendern:
  • Berufs- oder Funktionsbezeichnungen z.B. Professor:in, ärztliches Fachpersonal, Studiengangsleitung
  • Personengruppen z.B. Studierende, Kundinnen & Kunden
  • Sachen mit direktem Personen-Bezug z.B. Wahlverzeichnis oder Wähler*innen-Verzeichnis
  • direkte Anrede z.B. Guten Tag Christian Huber
  • gewünschtes Pronomen der Person ist bekannt z.B. Asc. Prof. (FH) Dipl.-Ing. Christian Huber ist Studiengangsleiter und hauptberuflicher Lehrender an der FH Kufstein Tirol
  • indirekte, vergleichende Zitate aus nicht gender-sensiblen Quellen (Ausnahme: Sekundär-Daten und -Ergebnisse berücksichtigen keine Geschlechter-Identitäten z.B. "24% der Kunden" kann nicht zu Kund:innen werden!)
feminine Form richtig nutzen:
  • die Firma als Arbeitgeberin
  • die Gewerkschaft ist Vertreterin
  • die Hochschule ist Vermittlerin von Kompetenzen
auf gendern verzichten:
  • neutrale Bezeichnungen z.B. Mensch, Person
  • Sachen ohne Fokus auf Personenbezug z.B. Arztbestätigung, Chirurgenstahl, Fahrerkabine (besser wäre es die neutrale Form zu verwenden also ärztliche Bestätigung, Chirurgiestahl, Steuerungskabine)
  • Verben & Adjektive ohne direkten Personenbezug z.B. juristisch, freundlich
  • Eigennamen von Unternehmen, Vereinen, Gesellschaften, Institutionen, ... z.B. Bund der Steuerzahler e.V.
  • wörtliche Zitate aus nicht gender-sensiblen Quellen bleiben wie auch Rechtschreib und Grammatikfehler im Zitat bestehen (Achtung: dies gilt nicht für indirekte, vergleichende Zitate! -> siehe oben)
  • Sekundär-Daten und -Ergebnisse berücksichtigen keine Geschlechter-Identitäten z.B. "24% der Kunden" kann nicht zu Kund:innen werden!

Beispiele für Formen gender-gerechter & vielfalts-sensibler Sprache ^ 

Ich habe versucht viele der aktuell diskutierten Möglichkeiten mit Beispielen darzustellen. Hierbei handelt es sich auch um singuläre Ideen von einzelnen Sprachexpert:innen. Aktuell häufig verwendet werden die neutrale Form, und der Gender-Gap (im Deutschen am Häufigsten mit Stern*, _Unterstrich und Doppel:punkt) sowie die Paarform mit Splitting.

sehr üblich / sehr häufige Verwendung

üblich / häufige Verwendung

wenig üblich / wenig häufige Verwendung

keine Verwendung / von der Verwendung wird abgeraten

Von einem abwechselnden Gebrauch rate ich ab, da es hier zu Missverständnissen und Unklarheiten kommen kann (auch wenn einige Gender-Leitfäden eine konsequente Abwechslung als weitere Form beschreiben!).

Typ & Beschreibung Beispiel Vorteil Nachteil
neutrale Form

anstatt der weiblichen/diversen/männlichen werden geschlechts-neutrale Wörter und Umschreibungen verwendet

  • jeden Studierenden
  • die Lehrenden
  • eine beauftragte Person für Datenschutz
  • ärztliches Fachpersonal für den Mensch
  • liebe Teammitglieder
  • Kurzform
  • grammatikalisch richtig
  • steht für alle Geschlechter-Identitäten
  • nur im Plural auch im Artikel und in den Adjektiven einheitlich
  • Personen werden neutralisiert und zu Objekten
  • Geschlechter-Identitäten sind unsichtbar
  • die neutrale Partizip-Form z.B. von Studierende wird oftmals mit männlichen Studierenden assoziiert und führt damit nicht zur gleichberechtigten Nennung verschiedener Geschlechter-Identitäten
  • die Ableitung aus einer Verb-Form beschreibt Tätigkeiten, die jedoch nicht dauerhaft für eine Personengruppe stehen müssen (Student:innen studieren nicht immer; daher ist Studierende nicht Äquivalent mit Student:innen)
Paar-Form / Doppelnennung

weiblich und männliche Wörter werden ausgeschrieben sowie mit und verbunden

  • jede Studentin und jeder Student
  • die Professorinnen und Professoren
  • eine Daten­schutz­beaufragte und ein Daten­schutz­beaufragter
  • ihre/seine Ärztin und ihr/sein Arzt
  • liebe Kollegin und lieber Kollege
  • beide Formen werden mitgelesen und gesprochen
  • grammatikalisch richtig
  • Länge im Text
  • umfasst nicht alle Geschlechter-Identitäten
generische Lang-Form

weiblich, diverse und männliche Adjektive mit der generischen Form des Wortes

  • jeder weibliche, trans*, inter* und männliche Student
  • die weiblichen, trans*, inter* und männlichen Professoren
  • eine weibliche, trans*, inter* und männliche Daten­schutz­beaufragte
  • der weibliche, trans*, inter* und männliche Arzt für den Mensch
  • lieber weibliche, trans*, inter* und männliche Kollege
  • mehrere Geschlechter-Identitäten werden mitgelesen und gesprochen
  • grammatikalisch richtig
  • Länge im Text
  • umfasst nicht alle Geschlechter-Identitäten
Gender-Gap zwischen männlicher und weiblicher Form
  • _Unterstrich
  • Stern*
  • :Doppelpunkt
  • Midd·Dot
  • Punkt.
bei gleichem Wortstamm von männlichen und weiblichen Wörtern wird zwischen Wortstamm und der längeren Wortendung ein Zeichen eingefügt

  • jede_r Student_in
  • jede*r Student*in
  • jede:r Student:in
  • jede.r Student.in
  • jede·r Student·in
  • die Professor_innen
  • die Professor*innen
  • die Professor:innen
  • die Professor·innen
  • die Professor.innen
  • ein_e Daten­schutz­beaufragte_r
  • ein*e Daten­schutz­beaufragte*r
  • ein:e Daten­schutz­beaufragte:r
  • ein·e Daten­schutz­beaufragte·r
  • ein.e Daten­schutz­beaufragte.r
  • ihr_e_sein_e Ärzt_in und alle anderen Gap-Formen sollten vermieden werden, da ein Vokal unterschiedlich (A/Ä)
  • liebe_r Kolleg_in und alle anderen Gap-Formen sollten vermieden werden, da für die maskuline Bezeichnung ein Wortteil fehlt
  • Kurzform
  • alle Geschlechter-Identitäten werden berücksichtigt und sind deutlich sichtbar
  • grammatikalisch nicht immer regel-konform
  • beim Lesen muss ein glottaler Laut als Trennung angewendet werden
  • einige Gaps sind nur bedingt barrierefrei z.B. bei der Verwendung von Sprachsoftware; der Doppelpunkt und das Ausrufezeichen zeigen sich hierbei als vielfach kompatibel die gesprochene Sprache umzusetzen, ist jedoch gleichzeitig ein Satzzeichen welches eine wichtige Funktion in den Sinnabschnitten eines Textes hat
    Gender-Gap nach dem genderneutralen bzw. sinngemäßen Wortstamm
    • _Unterstrich
    • Stern*
    • :Doppelpunkt
    • Midd·Dot
    • !Ausrufezeichen
    nach einem sinngemäßen Wortstamm wird ein Zeichen eingefügt (die Position der Einfügung sollte sich auch nach guter sprachlicher Pause richten, ist jedoch nicht eindeutig festgelegt)

    • jed_er Stud_entin
    • jed*er Stud*entin
    • jed:er Stud:entin
    • jed!er Stud!entin
    • jed·er Stud·entin
    • die Prof_essorinnen
    • die Prof*essorinnen
    • die Prof:essorinnen
    • die Prof·essorin
    • die Prof!essorinnen
    • ei_ne Daten­schutz­beaufrag_ter
    • ei*ne Daten­schutz­beaufrag*ter
    • ei:ne Daten­schutz­beaufrag:ter
    • ei·ne Daten­schutz­beaufrag·ter
    • ei!ne Daten­schutz­beaufrag!ter
    • ihre_seine Ärz_tin
    • ihre*seine Ärz*tin
    • ihre:seine Ärz:tin
    • ihre·seine Ärz·tin
    • ihre!seine Ärz!tin
    • lieb_er Kolleg_in
    • lieb*er Kolleg*in
    • lieb:er Kolleg:in
    • lieb!er Kolleg!n
    • Kurzform
    • durch die Positionierung am sinngemäßen Wortstamm und nach möglicher Sprechpause entfällt jegliche bekannte Form der Gechlechter-bezeichnung
    • alle Geschlechter-Identitäten werden berücksichtigt und sind deutlich sichtbar
    • grammatikalisch nicht immer regel-konform
    • beim Lesen muss ein glottaler Laut als Trennung angewendet werden
    • einige Gaps sind nur bedingt barrierefrei z.B. bei der Verwendung von Sprachsoftware; der Doppelpunkt und das Ausrufezeichen zeigen sich hierbei als vielfach kompatibel die gesprochene Sprache umzusetzen, ist jedoch gleichzeitig ein Satzzeichen welches eine wichtige Funktion in den Sinnabschnitten eines Textes hat
      Binnen-I

      bei gleichem Wortstamm von männlichen und weiblichen Wörtern wird der erste Buchstabe der längeren Wortendung groß geschrieben

      • jedeR StudentIn
      • die ProfessorInnen
      • einE Daten­schutz­beaufragteR
      • ÄrztIn oder ArztIn sollten vermieden werden, da ein Vokal unterschiedlich (A/Ä)
      • liebe/lieber KollegIn sollten vermeiden werden, da für die maskuline Bezeichnung ein Wortteil fehlt
      • Kurzform
      • beide Formen werden mitgelesen
      • nicht anzuwenden, wenn Wortstamm nicht durch Endung ergänzt werden kann z.B. Arzt / Ärztin, Kunden / Kundinnen Form
      • schließt diverse Geschlechter-Identitäten aus
      • grammatikalisch nicht immer regel-konform
      • beim Lesen muss entweder ein glottaler Laut als Trennung oder die Paar-Form angewendet werden
      • ist heute eher veraltet
      Stern* am Ende

        jed* Studentin*
      • die* Professorin*
      • ein* Daten­schutz­beaufragt*
      • ihreseine* Ärzt*
      • lieb* Kolleg*
      • das Anhängen eines Sterns* am Ende des Wortes bzw. des neutralen Wortstammes zeigt wie der Asterix* in Suchmaschinen und Computersprachen auf die Vielfalt der Gender-Identitäten
      • kurze Form
      • alle Geschlechter-Identitäten werden berücksichtigt und sind deutlich sichtbar
      • wird bei den Wörtern Mann* und Frau* häufig verwendet, um anzuzeigen, dass mit dem sprachlich fixierten Geschlecht, weitere Geschlechts-Identitäten verbunden sind
      • grammatikalisch nicht immer regel-konform
      • beim Lesen muss der Stern* mitgelesen werden
      !Ausrufezeichen

      wenn weibliche Wörter den gleichen Wortstamm wie männliche Wörter haben, wird das i als Ausrufezeichen geschrieben

      • jede und jeder Student!in
      • die Professor!nnen
      • nur mit Umschreibung möglich: eine beauftragte Person für Datenschutz
      • nur mit Umschreibung möglich: ärztliches Fachpersonal für den Mensch
      • li>liebe/lieber Kolleg!n sollten vermeiden werden, da für die maskuline Bezeichnung ein Wortteil fehlt
      • Kurzform
      • weibliche Form wird betont
      • schließt diverse Geschlechter-Identitäten aus
      • weitreichendere Einschränkungen in der Verwendung als Binnen-I
      • ist ein Vorschlag, der bisher nur sehr wenig Anwendung findet
      Splitt/ing

      männliche und weibliche Formen werden durch Zeichen (Querstrich, gerader Strich) getrennt

      • jede/r Student/in
      • die Professor/innen
      • eine Daten­schutz­beaufrager
      • seine und ihre Ärztin / ihr und sein Arzt
      • liebe Kollegin / lieber Kollege
      • meist eine Kurzform
      • beide Formen werden mitgelesen
      • schließt diverse Geschlechter-Identitäten aus
      • grammatikalisch nicht immer regel-konform
      • beim Lesen muss entweder ein glottaler Laut als Trennung oder die Paar-Form angewendet werden
      • ist heute eher veraltet
      (Klammer)

      bei gleichem Wortstamm von männlichen und weiblichen Wörtern wird die längeren Wortendung in Klammer geschrieben

      • jede(r) Student(in)
      • die Professor(innen)
      • ein(e) Daten­schutz­beaufragte(r)
      • nur mit Umschreibung möglich: ärztliches Fachpersonal für den Mensch
      • liebe(r) Kolleg(in) sollten vermeiden werden, da für die maskuline Bezeichnung ein Wortteil fehlt
      • meist eine Kurzform
      • beide Formen werden mitgelesen
      • schließt diverse Geschlechter-Identitäten aus
      • grammatikalisch nicht immer regel-konform
      • beim Lesen muss entweder ein glottaler Laut als Trennung oder die Paar-Form angewendet werden
      • wird heute als nicht sinnvoll angesehen, da meist die weibliche Form als in eingeklammert und nur angehängt gesehen wird
      ausschließlich feminine Form

      jedes Wort wird ausschließlich in seiner femininen Form geschrieben und gelesen

      • jede Studentin
      • die Professorinnen
      • eine Daten­schutz­beaufragte
      • ihre Ärztin
      • liebe Kollegin
      • provokative Darstellung der heutigen ungleichen Geschlechter-Chancen
      • kurze Form
      • schließt Geschlechter-Identitäten aus
      neutrales ens

      aus der Mitte des Wortes Mensch abgeleitet, wird ens (Plural ense) an einen sinngemäßen und sprachlich guten neutralen Wortstamm angehängt oder als Pronomen eigenständig gebraucht

      • jedens Studens
      • ense Profense
      • einens Daten­schutz­beaufragtens
      • ens Ärztens
      • liebens Kollegens
      • sehr kurz
      • durch Neuschöpfung entfallen typische Gender-Stereotype
      • grammatikalisch einfach und korrekt im Bezug zu anderen Wortarten
      • sehr unüblich eher provokant
      • Personen werden neutralisiert und zu Objekten
      • Geschlechter-Identitäten sind unsichtbar
      Entgendern nach Phattberg

      neue Neutrum WortFormen durch Ersetzen jeglicher männlicher oder weiblicher generischen Endungen durch den Buchstaben y

      • jedes Study
      • die Proffessys
      • eines Daten­schutz­beaufragty
      • das Arzty
      • das Kollegy
      • sehr kurz
      • durch Neuschöpfung entfallen typische Gender-Stereotype
      • grammatikalisch einfach und korrekt im Bezug zu anderen Wortarten
      • sehr unüblich eher provokant
      • Personen werden neutralisiert und zu Objekten
      • Geschlechter-Identitäten sind unsichtbar
      neutrales x

      kann für Exit Gender also das bewusste Aufzeigen aus der Kategorisierung auszusteigen und wird als x (Plural xs) oder auch als ex (Plural exs) an einen sinngemäßen und sprachlich guten neutralen Wortstamm angehängt oder als Pronomen eigenständig gebraucht

      • jedex Studex
      • dex Proffesxs
      • einex Daten­schutz­beaufragtex
      • ex Ärztex
      • liebx Kollegx
      in den Beispielen wurde willkürlich und in beliebiger Wahl die Endung x/xs oder ex/exs gewählt
      • sehr unüblich eher provokant
      • Personen werden neutralisiert und zu Objekten
      • Geschlechter-Identitäten sind unsichtbar

      Tipps zum Schreiben der neutralen Form ^ 

      • Wort-Zusammensetzungen z.B. -personal, -team, -personen, -leute, -teil

      • Funktions- und Kollektiv-Bezeichnungen z.B. Abteilung, Leitung, Vorsitz, Gruppe

      • Pronomen z.B. alle, diejenigen

      • Passiv-Konstruktionen z.B. statt "Die Teilnehmer:innen beantworten die Frage mit..." -> "Die Frage wurde mit ... beantwortet."

      • Adjektive z.B. verfasst von, teilgenommen

      Glottaler Laut: Glottischlag ^ 

      Als stimmloses glottales Plosiv, stimmloser glottal gebildeter Verschlusslaut oder Glottischlag (glottal stop) wird die Zwischen-Pause im Wort bezeichnet wie bei Spiegel-Ei, Rühr-Ei, beinhalten oder verreisen. Der Glottischlag gehört in die phonetische der Gruppe "glottaler Laut". Die Sprechweise des Gender-Gaps ist also kein neu erfundener Laut, sondern wird bereits mehrfach im allgemeinen Sprachgebrauch angewendet. Die Neu-Gewöhnung dieser Sprechweise benötigt jedoch etwas Übung bis zum Fließenden und selbstverständlichen Einsatz im gesprochenen Wort.

      Pronomen ^ 

      neben den binären Pronomen sie/ihr und er/sein gibt es für nicht binäre Menschen noch keine einheitlichen Pronomen. Daher ist es wichtig, dass Sie die Personen nach den von ihnen gewünschten Pronomen fragen!

      Aktuell diskutierte nicht-binäre Pronomen sind:

      • Vorname z.B. Christian
      • erster Buchstabe des Vornamens Nachnamen z.B. C. Huber
      • Vorname Nachname z.B. Christian Huber
      • ihn_sie, ihn\sie, ihn:sie
      • ihnsie_, ihnsie*n, ihrsein:
      • sier
      • sier*
      • si_er, si*er, si:er
      • per
      • ens
      • ex
      • xier
      • em
      • Y (why)
      • !
      • they
      • them
      • hen

      gender-gerechte Anrede ^ 

      Die meistens einfachste Art der gender-gerechten Anrede einer einzelnen Person ist auf Geschlechts-Bezeichnungen ganz zu verzichten und statt dessen nach der Grußformel den Vor- und Nachnamen anzuschließen.

      Guten Tag Christian Huber!

      Guten Morgen Christian Huber,

      Hallo Christian Huber,

      Sehr verehrte Menschen des Studiengangs ENM.FMI!

      Sehr geehrt* Christian Huber

      Sehr geehrt* C. Huber

      Guten Tag Mensch Christian

      Sehr geehrte Studiengangsleitung C. Huber

      Bei Personengruppen kann z.B. das Team, der Name des Personenkreises, die gemeinsame Funktion, ... nach der Grußformel stehen.

      Sehr geehrtes Team des Studiengangs ENM.FMI!

      Liebe Studiengangsleitungen,

      Werden persönliche Pronomen z.B. in der Signatur oder im Gespräch erwähnt, kann die Anrede bei Einzelpersonen natürlich entsprechend dem Pronomen erfolgen

      gender-sensibel in anderen Sprachen ^ 

      Sprache Beschreibung
      English
      • Pronomen: s/he, she (he ist bereits im Wort inkludiert), auch im Singular they
      • geschlechtsneutrale Bezeichnungen wie z.B. police officer
      Français
      • Pronomen: yel/iel
      • geschlechtsneutrale Bezeichnungen wie z.B. acteure
      • Gender Gap mit mid·point wie z.B. les acteur·rice·s

      Vielfalt bei Recherche & Auswahl

      Recherche & Auswahl ^ 

      Vielfalts-sensibel sollten nicht nur die Sprache und Texte sein. Bereits bei der Auswahl von Quellen, Daten, Interview-Personen, teilnehmenden Personen bei Befragungen beginnt die Beschäftigung mit Gender-Gerechtigkeit, Inklusion, Diskriminierung und Stereotypen. Hier gibt es keine verallgemeinerbaren Regel oder gar Vorschriften. Generell sollte z.B. bei Interviews eine Multiperspektive / 360° Perspektive eingenommen werden und bei Befragungen ein Sample ausgewählt werden, das die Grundgesamtheit repräsentiert. Daraus können Anteile an Geschlechts-Identitäten, Alter, Herkunft, Religion, soziale Situation und Menschen mit besonderen Bedürfnissen abgeleitet werden. Die teilweise in einigen Bereichen der wissenschaftlichen Artikel unterrepräsentierten Personengruppen können durch bewusste Auswahl in den Fokus der eigenen wissenschaftlichen Arbeit bzw. Forschungsarbeit kommen. Aktuelle Themen wie Gender-Medizin oder nicht nur die Verwendung von männlichen Eigenschaften und Testumgebungen lassen sich vermutlich in vielen weiteren Wissenschaftsbereichen anwenden.

      Auch bei der Auswahl von Abbildungen, Videos und graphischen Elementen sollte auf Vielfalt geachtet werden. So sind Stereotype aber natürlich auch Diskriminierungen zu vermeiden. Eine Berücksichtigung von verschiedenen Geschlechts-Identitäten, Alter, Herkunft, Religion, soziale Situation und Menschen mit besonderen Bedürfnissen ist auch für die Bildsprache notwendig. Auch hier kann durch die bewußte Auswahl von unterrepräsentierten Personengruppen ein Fokus für die eigene wissenschaftliche Arbeit bzw. Forschungsarbeit gesetzt werden.

      Checkliste gender-gerechte & vielfalts-sensible Sprache, Abbildungen, Videos & graphische Elemente ^ 

      • Gibt es KEIN Einführungsstatement / KEINE Gender-Präambel / KEINEN Geschlechter-Hinweis mit Verweis auf das mit-meinende generisch Maskulin?

      • Sind Sprache, Abbildungen, Videos und graphische Elemente frei von Rassismus, Verleumdung, Beleidigung, Diskriminierung und Stereotypen?

      • Werden alle Personen angesprochen (Frauen, Trans*, Inter*, Männer)?

      • Ist die gender-gerechte Kurz-Form einheitlich verwendet (Unterstrich, Stern, Doppelpunkt, Mid Point nicht gemixt)?

      • Werden Selbst-Zuweisungen von ethnischen, religiösen, geschlechtlichen,... (je nach Kontext) Personengruppen verwendet?

      • Wird in der direkten Ansprache einer Person (z.B. Interviews) das selbstgewählte Pronomen verwendet?

      • Sind neutrale Formulierungen so gewählt, dass die Bedeutung von Aussagen richtig ist?

      • Ist der Text lesbar bzw. das gesprochene Wort leicht verständlich? (dies ist eine meist sehr subjektive Einschätzung und sollte daher aus meiner Sicht nicht zur Bewertung herangezogen werden)


      Literatur und weitere Informationen ^ 

      Foliensatz für Betreuung & Begutachtung von wiss. Arbeiten

      gender-gerechte Sprache
      • correctura – Textdienstleistungen (Hrsg.). Genderator - Genderwörterbuch [online]. Verfügbar unter https://www.genderator.app/

      • Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. (Hrsg.). Genderdings - Hintergründe und Wörterbuch [online]. Verfügbar unter https://genderdings.de/

      • Usinger, J. (Hrsg.). Geschickt gendern – das Genderwörterbuch [online]. Verfügbar unter https://geschicktgendern.de/

      • 1337 UGC GmbH (Hrsg.). gendern.de - Wörterbuch [online]. Verfügbar unter https://www.gendern.de/

      vielfalts- & diskriminierungs-sensible Sprache
      inklusive & leichte Sprache

       

       

      Creative Commons Lizenzvertrag mit Namensnennung CC-BY  Creative Commons 4.0 International Licence [CC BY 4.0]  |  Sprache - Christian Huber  |  12.09.2024  |  Impressum  |  Datenschutz
      Die Texte auf dieser Seite wurde mit Hilfe von Generative Pre-Trained Transformers / Large Language Models lektoriert.